Die Vorrunde der Fußball-WM ist endlich vorbei. Abgesehen vom Absturz von Schland gab es keine einzige Überraschung. Es haben sich exakt jene Mannschaften für das Achtelfinale qualifiziert, die ohnehin bei den meisten auf dem Zettel standen.
Das hat viel mit dem Austragungsmosus zu tun, der ausschließlich der Geldgier der FIFA geschuldet ist. Durch das auf 32 Teams aufgeblähte Teilnehmerfeld (früher waren es 16, bald werden es 48 sein!) entsteht im Turnier eine Zwei- bis Dreiklassengesellschaft. Mannschaften wie Panama, Peru, Australien, Saudi Arabien, Ägypten und Tunesien haben bei einer WM nichts zu suchen. Und auch Island , Südkorea und Costa Rica sind wenig mehr als folkloristisches Füllmaterial. Russland ist ohnehin nur dabei, weil sie das Gastgeberland sind. Einzig der Nobody Iran hat kurz an einer Sensation geschnüffelt..
Die globalen Kräfteverhältnisse im Fußball haben sich kaum verändert. Im Achtelfinale stehen zehn Mannschaften aus Europa, vier aus Südamerika und je eine aus Mittelamerika und Asien. Die fünf afrikanischen Teams sind mehr oder weniger sang- und klanglos ausgeschieden. Auch das kaum verwunderlich. Deren heimische Ligen haben bestenfalls deutsches Drittliganiveau, da jeder Afrikaner, der einigermaßen oder gar großartige kicken kann, in Europa und neuerdings auch in China sein Geld verdient. Vor diesem Hintergrund schlagkräftige Nationalmannschaften zu formen , ist ein Ding der Unmöglichkeit. Zwar spielen auch in den meisten europäischen und südamerikanischen Teams viele „Legionären“, doch da gibt es wenigstens eine systematische Vorbereitung auf große Turniere. Von den Asiaten haben sich Japan und Südkorea ganz ordentlich geschlagen und vor allem mit nahezu „deutscher“ Disziplin gespielt. Doch das reicht nicht, um bei den großen Jungs ernsthaft mitmischen zu können.
Eine einigermaßen spannende WM-Vorrunde würde also eine Reduzierung des Teilnehmerfeldes voraussetzen, mit der auch diese Kräfteverhältnisse abgebildet werden, ohne den globalen Charakter komplett auszublenden. Folgende Verteilung wäre also denkbar: Acht europäische Teams, fünf aus Süd-,/Nord- und Mittelamerika und je eins aus Afrika, Asien und Ozeanien/. Wird aber nicht passieren, im Gegenteil: Die WM wird künftig gar auf 48 Teams aufgeblasen.
Jetzt also die K.O. Runde. Da wird es sicherlich einige Überraschungen geben. Auf den Titel gibt es ohnehin keine eindeutigen Favoriten. Von den üblichen Verdächtigen hat sich Deutschland verabschiedet, Spanien und Frankreich wirkten in der Vorrunde alles andere als souverän. Einzig Brasilien scheint sich nach schwachem Start inzwischen einigermaßen eingegroovt zu haben.
Den stärksten Eindruck hinterließen bislang aber die „Geheimfavoriten“ Belgien, England und Kroatien mit einer Mischung aus begeisterndem Angriffsfußball und großer taktischer Disziplin. Schwach dagegen Argentinien und Portugal. Dem überalteten Europameister könnten im weiteren Turnierverlauf wohl nur ein paar weitere Sternstunden des Superstars Ronaldo helfen, der seine Extraklasse aber bisher nur im ersten Spiel aufblitzen ließ. Schwer einzuschätzen ist Uruguay, da die bisher nur gegen Gurkentruppen antreten mussten. Schweden, Dänemark und die Schweiz sind schlicht zu bieder, wobei die Schweden die Schweiz vermutlich besiegen und ins Viertelfinale einziehen werden. Mexiko ist arg limitiert in den spielerischen Möglichkeiten. Russland ist eh eine Grottentruppe. Für eine Überraschung könnte allerdings Kolumbien gut sein.
Zeit für einen Achtelfinal-Tipp. Das Viertelfinale werden Spanien, Portugal, Brasilien, Kroatien, Frankreich, England, Belgien und Schweden erreichen. Danach sehen wir weiter……