Wein gegen Weihnachtsterror

Es ist soweit. Der Weihnachterror tritt in die entscheidende Phase. Fußgängerzonen und Märkte werden zu No-Go-Areas, da „Glühwein- und Punschschwaden als olfaktorische Massenvernichtungswaffen jeden feineren Geruch erbarmungslos ersticken“ wie es die Süddeutsche Zeitung am Freitag beschrieb. Bereits vor einem Jahr fragte das Blatt: „Was muss ein Wein verbrochen haben, damit man ihn auf 75 Grad erhitzt, Zucker und Gewürze reinkippt und mittelalterliche Stadtsilhouetten aufs Etikett knallt?“

Jedem Freund leiblicher Genüsse muss es wehtun, dass ausgerechnet eines der edelsten Getränke der Kulturgeschichte für diesen Irrsinn missbraucht wird. Wie zur Verhöhnung gibt es mittlerweile auch ein „Premiumsegment“, den so genannten „Winzerglühwein“, auf dem die verwendete Rebsorte und manchmal sogar die Lage angegeben werden. Behauptet wird, bei diesen Exemplaren bleibe der Wein trotz Unmengen Zucker und kruder Gewürzmischungen „sensorisch erlebbar“. Alleine diese dreiste Werbelüge sollte für den Entzug der Gewerbegenehmigung reichen. Nicht umsonst empfahl der Münchner Barkeeper Stefan Gabany in einem Interview, statt Glühwein doch lieber gleich Motoröl zu trinken.

Zwar ist bei etwas strengeren Temperaturen besonders im Freien nichts gegen ein wärmendes Getränk einzuwenden, welches allerdings nicht unbedingt  Alkohol enthalten sollte. Denn das kann ziemlich fies sein. Der wärmende Effekt wird nur simuliert, weil Alkohol die Blutgefäße weitet und der Körper dann umso schneller auskühlt. Dies überspielt man dann durch weiteren Konsum. Doch wehe, man betritt irgendwann einen normal temperierten Raum. Denn die ungeheuren Zuckermengen, die sich im Glühwein befinden, sorgen für eine besonders „effektive“ Aufnahme des Alkohols. Vereinfacht gesagt: Man bekommt einen roten Kopf, eine dicke Birne, ist schlagartig breit und hat am nächsten Tag Kopfschmerzen. Da bereitet eine Kanne anständigen Tees doch wesentlich mehr Freude

Kompromissangebot für Weihnachtsignoranten. Man kann sich ja neben ein anständiges Glas Rotwein auch mal einen Weihnachststern stellen. Glühwein und Adventskranz gehen allerdings gar nicht

Natürlich gibt es Rotweine, wie z.B. die meisten Dornfelder, bei denen es vollkommen egal ist, ob man sie pur bei Zimmertemperatur oder heiß mit Zimt, Zucker und Nelken vertilgt. Doch über die brauchen wir jetzt nicht zu reden. Denn es gibt genug „Winterweine“, die Leib und Seele laben  – ganz ohne Gewürze und Erhitzung. Und das, ohne riesige Löcher ins Konsumbudget zu reißen. Wie z. B. der 2010er Spätburgunder ***  vom Pfälzer Weingut Ehrhart, der ab Hof für schlappe 5,70 Euro erhältlich ist (ab 12 Flaschen versandkostenfrei) . Klare Frucht, rauchig, weich mit dezenten Holztönen. Und selbst sein “kleiner Bruder”, der Spätburgunder** hat für lächerliche 4,20 Euro einiges zu bieten und eignet sich hervorragend als winterlicher Alltagswein Und wehe, irgendjemand verpanscht diesen Tropfen zu Glühwein!!

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