Wer diesen Blog regelmäßig besucht, wird festgestellt haben, dass ich mich in den vergangenen zwei Wochen ziemlich rar gemacht habe. Keine Bange; ich habe keineswegs die Lust verloren. Vielmehr schreibe ich mal wieder ein Buch, und das – wie in der Branche üblich – unter menschenunwürdigem Zeitdruck. Alles Weitere ist noch streng geheim.
So nebenbei koste ich mich derzeit durch Weine aus der „2.Reihe“ der Winzer im Remstal, der führenden Weinregion in Schwaben. Auch das nicht nur zum Vergnügen, sondern mit publizistischen Hintergedanken. Schwerpunkt ist die dort beheimate und oft unterschätzte Rebsorte Lemberger. Auch hier fast alles noch streng geheim, aber immerhin schon soviel: Es gibt diverse Spitzenweine, aber die kosten auch entsprechend Geld. Doch alles, was ich bislang im unteren Preissegment (bis 7 Euro) getrunken habe, war enttäuschend: Müde Tröpfchen, deren Schwachbrüstigkeit mit zu viel Alkohol und zu viel Holzgeschmack kaschiert werden soll.
Etwas wehmütig denke ich da an einen ebenfalls schwäbischen Lemberger vom Weingut Golter in Ilsfeld aus dem Jahrgang 2006. Herrlich altmodisches, gradliniges Zeug. Komplett im Stahltank ausgebaut, schlanke 12 Prozent Alkohol. Als ich ihn vor rund 1 ½ Jahren das letzte Mal trank, war er längst mit einer gewissen Altersmilde gesegnet. Dennoch waren Sauerkirsche, ein wenig Paprika und eine Prise Pfeffer immer noch präsent. Der Clou daran: Dieser Wein kostete schlappe fünf Euro. Leider ist er schon längst nicht mehr erhältlich, und bei aller Wertschätzung für dieses Familienweingut musste ich leider konstatieren, dass mir die nachfolgenden Jahrgänge wesentlich weniger Spaß machten.
Deswegen lasse ich meine Blog-Gemeinde diesmal unversorgt. Vielleicht doch nicht ganz: Wer in Berlin und Umgebung unbedingt schnell einen trinkbaren, preiswerten Lemberger braucht, weil er beispielsweise beim Türken eine schöne Lammkeule erstanden hat, kann einen Laden der Kette „Getränke Hoffmann“ aufsuchen. Dort gibt es einen Blaufränkisch (so heißt der Lemberger in Österreich) vom Weingut Pittnauer für sieben Euro, der durchaus Freude bereitet.