Den Kunden der mildtätigen Tafeln und anderer Suppenküchen wird tagtäglich vor Augen geführt, dass sie in dieser Gesellschaft bestenfalls mit Almosen rechnen können. Oder auch als kostengünstige Verwerter von essbaren und anderen Dingen dienen sollen, die normalerweise aufwändig als Sondermüll entsorgt werden müssten, da sie nicht mehr zu vermarkten sind.
Natürlich bietet es sich auf dieser Grundlage an, jene offensichtlich beträchtliche Menge an Fertiggerichten, die undeklariertes aber gesundheitlich unbedenkliches Pferdefleisch enthalten, an diese Klientel zu verteilen. Selbst übelste neoliberale Sozialdarwinisten wie der FDP- Entwicklungsminister Dirk Niebel entdecken in solchen Momenten ihr Herz für die Armen. “Auch in Deutschland gibt es leider Menschen, bei denen es finanziell eng ist, selbst für Lebensmittel. Ich finde, da können wir hier in Deutschland nicht gute Nahrungsmittel einfach wegwerfen”, sagte Niebel der Bildzeitung.
Prompt meldet sich als Kritikerin mit Andrea Nahles (Monatseinkommen laut Handelsblatt online knapp 15.000 Euro) eine jener SPD-Politikerinnen zu Wort, die, was die Massenverarmungswaffen Agenda 2010 und Hartz IV betrifft, gewaltig Dreck am Stecken haben. Niebels Vorschlag sei „menschenverachtend und unwürdig“, sowie „eine Beleidigung für Menschen mit wenig Einkommen“. Wenn die Heuchler an die Mikrophone drängen, darf natürlich Renate Künast nicht fehlen. Es dürfe beim Essen „keine Menschen zweiter Klasse geben“ empörte sich die Fraktionschefin der Grünen. Ansonsten natürlich schon, möchte man ergänzen.
Schlimm genug, dass es in einer der reichsten Volkswirtschaften Millionen von Menschen gibt, die sich ohne Lebensmittelspenden kaum vernünftig ernähren könnten. Eigentlich unfassbar ist ferner, das die Lebensmittelkonzerne mit den Verbrauchern machen können, was sie wollen, und sei es auch nur die vergleichsweise harmlose Beimengung von Pferdefleisch. Aber noch ekliger ist es, wenn sich genau jene Politiker, die für all das verantwortlich sind, jetzt auch noch als Retter der Ehre der Armen aufblasen.
Ich wünsche all jenen, die zu wenig haben, dass sie sich aus den aussortierten Konserven und Fertiggerichten eine einigermaßen schmack- und nahrhafte Malzeit zubereiten, ohne von dem Geschwätz Magenschmerzen zu bekommen.
Und anhand des Vorschlags vonseiten der Politik zeigt sich auch wieder, wie wenig Ahnung Niebel, Fischer oder der EKD-Felmberg haben… Die “arme” Lebensmittelindustrie, die hunderttausendfach ihre Produkte zurückgezogen hat, hatte einfach kein Geld, keine Lust oder kein Interesse die Kühlkette dieser tiefgefrorenen Produkte aufrecht zu erhalten – die Lebensmittel sind nun wirklich Schrott…