Es werde Licht

Nein, die Welt ist am 2.März nicht besser geworden. Finanzmarodeure und die Lebensmittelmafia ziehen uns weiter am Nasenring durch die Manege. Doch wenigstens ist es schlagartig heller geworden.

Wer noch nicht vollständig abgestumpft ist, empfindet das Ende des trübsten Winters seit Beginn der Wetteraufzeichnungen als Labsaal für Körper und Seele. Die Stadt erwacht, die ersten Flaneure trinken ihren Kaffee im Freien, auf den Märkten wird wieder gelächelt. Die Sonne zeigt erbarmungslos, wie schmutzig die Fenster geworden sind, doch es wird eine Freude sein, sie zu putzen.

Jetzt geht’s los!
Quelle Philipp Guttmann/Wikipedia

Jetzt wird es Zeit, Kräuter und Gemüsepflanzen anzukeimen und wer einen Garten hat, wird bald eine Menge Arbeit zu erledigen haben. Der Rest ist unbändige Vorfreue; auf blühende Pflanzen, auf laue Sommerabende, auf das erste Bad im See, auf die erste größere Fahrradtour.

Dennoch sollte man der Versuchung widerstehen, bereits jetzt Erdbeeren und Spargel zu kaufen. Beides hat um diese Zeit nichts, aber auch gar nichts hier verloren. Saisonales und regionales Essen ist zwar kein Allheilmittel, aber immerhin ein kleiner Schritt gegen die Beliebigkeit der Obst- und Gemüseproduktion. Und es unterstützt die Bewahrung des eigenen Gefühls für die Jahreszeiten

Bald wird es auch die ersten brauchbaren Weine des 2012er Jahrgangs geben. Ich habe bereits voller Ungeduld einige Winzer angerufen und gefragt, wann sie denn füllen. Ich kann es jedenfalls kaum erwarten, den ersten frischen Elbling zu trinken. Ich hoffe er wird ähnlich gut wie der 2011er. Aus diesem Jahrgang habe ich noch eine Flasche. Angesichts der Wettervoraussage für die kommenden Tage ist nicht davon auszugehen, dass sie diese Woche ungeleert bleibt, was natürlich auf dem Balkon passieren wird. Auch so ein Ritual: mit dem Relikt des letzten Jahres dem beginnenden Frühling zuprosten. Denn Genuss ist bekanntlich Notwehr gegen den alltäglichen Wahnsinn

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