Die gute Nachricht zuerst. Die Brandenburger Spargelbauern werden die Saison offiziell am 18.April eröffnen. Der Kampftag des Spargelschälers kann am 1.Mai also in üblicher Weise begangen werden.
Allerdings ist noch immer nicht die Frage geklärt, was man denn in diesem Jahr zu dem Edelgemüse trinken soll. Zunächst eine leider immer wieder notwendige Klarstellung: Spargel ist Spargel. Das heißt: Keine Hollandaise, kein Schnitzel, kein Schinken, kein Lachs. Sondern Spargel, Kartoffeln (z.B. Linda), gebräunte Butter und sonst gar nichts. Wäre ja noch schöner, wenn man dieses saisonale Edelgemüse mit unangemessenen Beilagen und „Verfeinerungen“ verunstaltet. Und noch was: Tagesfrische, regionale Ware ist angesagt. Wer griechischen Billigspargel verzehrt wird erbarmungslos geschmackspolizeilich verfolgt.
Als Begleiter ist natürlich ein trockener Weißwein angesagt: Nicht zu schwer sollte er sein und ein paar erdig-mineralische Noten sollte er aufweisen. Klassiker sind Silvaner, Weißburgunder und Riesling. Auch ein Müller-Thurgau/Rivaner kann funktionieren, falls es gelingt ein trinkbares Exemplar dieser meistens mit aberwitzigen Erträgen in schlechten Lagen produzierten Sorte aufzutreiben.
Sicherlich werden in den kommenden Wochen ein paar Selbstversuche in dieser Richtung stattfinden, über die ich natürlich auch berichten werde. Aber auf der Düsseldorfer ProWein-Messe lernte ich vor rund zwei Wochen einen „Exoten“ kennen, der das Zeug zum würdigen Spargelkönig hat. Im österreichischen Weinbaugebiet Wagram, welches sich östlich vom Krems entlang der Donau erstreckt, wächst auf lediglich 200 Hektar eine autochthone Rebsorte namens Roter Veltliner. Mit seinem sehr verbreiteten grünen Namensvetter weist er keinerlei Verwandtschaft auf. Die Bezeichnung verdankt er der rötlichen Färbung der Beerenhaut, dennoch ist es eine Weißweinsorte.
Bei Rotem Veltliner findet man genau jene leicht salzige Mineralik, die die Liaison mit Spargel zum großen Geschmackskino machen kann. Konsequent trocken (1 Gramm Restzucker), mit straffer Säure, zarter Apfelfrucht und ein paar Wiesenkräutern am Gaumen präsentiert sich z.B. der 2012er Rote Veltliner „Scheiben“ vom Weingut Kolkmann. Mit 8,20 Euro pro Flasche sicherlich kein Billigheimer, aber sein Geld allemal wert. Ohne Spielereien mit Holz, sondern mit kühler Stilistik im Stahltank ausgebaut, kommt der „Scheiben“ von Kolkmann in die Flasche; eine tolle Visitenkarte für diese besonders in Deutschland so gut wie unbekannte Rebsorte. Vermutlich macht er auch zu nicht allzu heftig gewürzten Binnenfischen eine gute Figur.
So, ihr Brandenburger Spargelbauern. Jetzt haut mal anständig rein, damit dass auch wirklich bald losgehen kann. Es wird schließlich höchste Zeit, dass man mit entsprechenden Genusserlebnissen für den abartig langen Winter entschädigt wird.
Wahrlich gut gesprochen. Auch in Franken warten wir sehnsüchtig auf wärmere Temperaturen. Der Silvaner vom Würzburger Stein steht schon bereit.
Auch am Kampftag des Spargelschälers gilt: Solidarität mit dem griechischen Volk! Und das geht am besten mit gutem Bio-Spargel von den Hellenen! Dazu eine Flasche Viognier von der Domaine Gerovassiliou (Epanomi) mit einem Duft von Pfirsichen, Birnen, konzentrierte Saäure und einem rauchigen Finale! Wer wagt, gewinnt!
Am besten wir verschieben den Spargelgenuss auf den nächsten Winter. Dann gibt’s das Zeug aus Peru. Dazu trinken wir dann einen Chardonnay aus Uruguay. Was ist los mir Dir? BIst du zu lange in der Geisterbahn gefahren