Besser leben dank der PARTEI

Freitagnachmittag habe ich zufällig den künftigen Bundeskanzler getroffen. Er stand – wie immer in einen hässlichen, schlecht sitzenden graubraunen Anzug gewandet – mitten auf dem Kreuzberger Heinrichplatz und beobachtete mit einer Flasche in der Hand, wie seine Lakaien sich mühten, Unterschriften für die Zulassung seiner PARTEI zur Bundestagswahl zu sammeln. Huldvoll willigte er ein, dass ich in Kürze ein Interview mit ihm führen darf. Mal sehen, ob das Neue Deutschland das auch druckt……  

Das Sammeln der Unterschriften verlief relativ problemlos, denn jeder Unterzeichner wird mit echtem GELD bestochen. Und die PARTEI garantiert ihren Wählern, dass es nach dem Machtwechsel im September für Alle genug davon geben wird.

Noch muss der künftige Bundeskanzler einer regulären Erwerbstätigkeit nachgehen. Martin Sonneborn führt ein kleines florierendes Touristik-Unternehmen, das sich auf die Durchführung von „Nazi-Safaris“ für japanische Touristen in der Uckermark spezialisiert hat. Alles gut  organisiert, mit Bierdosenködern und einer gezähmten „Streichel-Glatze“ zum Anfassen. Vorgestellt wurde die Firma am Freitagabend in der Heute-Show.

 

Klüger als Merkel, billiger als Steinbrück, schöner als Trittin, lustiger als Gysi: Was will man mehr von einem Bundeskanzler?
Quelle:TobiasK/Wikipedia

Im Vorgriff auf den bevorstehenden Geldsegen kann man es ja mal ein wenig krachen lassen. Also ging es am Sonnabend auf eine kleine Westberliner „Markt-Safari“. Ausgangspunkt war der Ökomarkt auf dem Chamissoplatz, der allerdings gegen 9,30 noch im multikulturell-alternativen Tiefschlaf lag. Immerhin war der Käsedealer schon wach genug, um mir einen halbflüssigen, übelriechenden Ziegenbrie zu verkaufen: Der Anfang für einen auskömmlichen nachmittäglichen Snack war jedenfalls gemacht. Der Weg führte weiter zu meinem hier bereits des Öfteren erwähnten Lieblings-Feinkostsupermarkt Mitte Meer, wo ein paar Austern und eine dazu passende Flasche Picpoul de Pinet den Besitzer wechselten. Weiter ging’s zum Crelle-Markt, doch der aus meiner Schöneberger Zeit noch gut in Erinnerung verbliebene Fischhändler Nickel hatte heute nichts spannendes zu bieten.

Ansonsten ist dieser Markt fast vollständig in türkischer Hand. Die Obst- und Gemüsestände sehen verführerisch aus; alles glänzt und funkelt makellos in prallen Farben. Dummerweise muss ich bei so einem Anblick immer an die Gewinnbilanz der Agrar-Sparte des Chemiekonzerns Bayer denken, was die Kauflaune erheblich dämpft. Mittendrin immerhin ein polnischer Stand mit eher leicht runzligen Früchten. Das schafft Vertrauen und so erstand ich dort einige Äpfel, Kartoffeln (Linda!) und Rote Beete.

Leider sah der Spargel an allen Ständen des Marktes ganz schrecklich aus, sodass selbst Kampfpreise von drei Euro pro Kilo keinerlei Lockwirkung auf mich entfalten konnten. Ohnehin spielt dank der PARTEI Geld ja bald keine Rolle mehr. Spargel musste unbedingt her, und so lenkte ich mein Fahrrad nach ausgiebiger Selbstprüfung meiner aktuellen psychischen Konstitution auf den Winterfeldplatz. Dort riecht es nicht nur nach Käse, Gemüse, Gewürzen und multikulturellen Imbissangeboten, sondern an jeder zweiten Ecke auch nach esoterischer Seife und ayurvedischen Duftölen. Die Leute, die dort rumstreunen, passen dazu. Längst ist die auf diesem Markt zur Schau gestellte neue schwule Bürgerlichkeit eine international bekannte Touristenattraktion. Und was noch viel schlimmer ist: Es besteht permanent die Gefahr, direkt neben Renate Künast oder anderer grüner Politprominenz in der Warteschlange am Antipasti- oder Käsestand zu stehen. Doch das Spargelangebot war einfach sensationell, und so konnte ich die Vorbereitungen auf meinen kleinen Nachmittagssnack einigermaßen würdevoll abschließen.

Dank der PARTEI gibt’s jetzt immer einen anständigen Snack zur Bundesliga-Liveübertragung

Der Plan ist klar: 15,30 gibt es pünktlich zum Beginn der Radioübertragung des vorletzten Bundesliga-Spieltages ein paar Austern und ein kleines Gläschen Picpoul. In der Halbzeitpause (gegen 16,20) drei Stangen Spargel nebst Linda-Kartoffeln. Und natürlich noch ein Gläschen Picpoul. So gegen 17 Uhr (20 Minuten vor Abpfiff) folgt dann dieser merkwürdige Käse mit dem betörenden Duft nach alten, feuchten Wandersocken. Falls Schalke 04 gewinnt und damit endgültig die Qualifikation für die nächste Champions League sichert, gönne ich mir vielleicht noch ein Gläschen von einem ziemlich alten Calvados. Den trinke ich dann nicht nur auf die königsblauen Fußballgötter, sondern vor allem auf die PARTEI und ihren künftigen Kanzler Martin Sonneborn. Denn denen habe ich schließlich zu verdanken, dass ich so unbeschwert schlemmen kann. Für mich steht jedenfalls fest, wem ich bei der Bundestagswahl im September meine Erst- und meine Zweitstimme geben werde.    

 

  

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