Es war ein Wochenende der harten Prüfungen. Hilflos musste ich mitansehen, wie ausgerechnet der unsympathische, großkotzige FC Bayern die Champions League gewinnt. Das ist für einen eingefleischten Schalke-Fan ungefähr so, als wenn die FDP bei den Bundestagswahlen die absolute Mehrheit bekäme. Einziger Trost ist, dass die verwarzten, hässlichen Widerlinge aus Lüdenscheidt den Titel nicht errangen, denn das wäre natürlich noch schlimmer.
Fast so daneben war das Wetter, das mich davon abhielt, meinen Landsitz aufzusuchen. Dafür unternahm ich einen Kurztrip nach Singapur. Oder war es Ho-Tschi-Minh-Stadt? Oder Kuantan, oder Padang? Alles falsch, ich lief lediglich um die Ecke zum alten Hertie-Kaufhaus in der Turmstraße in Berlin-Moabit, wo vor einigen Wochen mit „go asia“ einer der größten und bestsortiertesten asiatischen Supermärkte eröffnet hat, denn ich jemals in Deutschland gesehen habe.
Hier sind sie wieder, die betörenden Gerüche nach kaum bekannten Kräutern und Gewürzen, das wuselige Treiben vieler dienstbarer Geister – und das Problem, irgendwie herauszufinden, worum es sich bei diversen Gemüsesorten, Würzmischungen oder geheimnisvollen Dosen und Flaschen überhaupt handelt. Auch Nachfragen helfen manchmal nicht, eher schon die Nase. Das Feeling kenne ich aus den oben genannten Städten und noch viel mehr von dörflichen Märkten in Südostasien. Nun also auch live in Moabit.
Die Faszination des Kochens besteht für mich immer auch aus Experimenten. So erstand ich eine mir bislang unbekannte Art Blattkohl namens Choi Sum, dessen würziger Geruch es mir angetan hatte. Dann natürlich noch die frischen Zutaten für eine anständige Tom Yam Gung - Suppe (Zitronengras, Kaffernlimetten-Blättern, Galgant, Pilze). Chilis und einen Hühnerfonds habe ich glücklicherweise immer im Haus, Garnelen meistens auch. Und wenn wir schon dabei sind, wird schnell noch ein indisches Curry mit Tofu konzipiert, für das unter anderem Koriander, Cumin (Kreuzkümmel), Kurkuma und Senfsamen benötigt werden. Und natürlich der angemessene vietnamesische Klebreis, denn schließlich soll mal wieder mit Stäbchen gegessen werden
Dem Drei-Gänge-Menü stand also nichts mehr im Wege. Als Starter gab’s den sanft blanchierten Choi Sum mit einem Dip aus Sesampaste und Austernsauce. Anschließend die Tom Yam Gung und zum Abschluss das Tofu-Curry. Auf asiatischen Wein habe ich allerdings verzichtet. Bewährter Begleiter derartig intensiv gewürzter Speisen ist der „Nussbaumer 2011“ von der Kellerei Tramin.
Gewürztraminer ist eine Glaubensfrage: Man mag ihn, oder man mag ihn nicht. Schon der typische Rosenduft ruft entweder verzückte „Ahhs” und „Ohhs” oder gelangweilt-genervte Mienen hervor. Und die markanten Fruchtaromen (Litschi, Maracuja, manchmal auch Veilchen, Honig oder Marzipan) wirken für viele Weinfreunde besonders bei trockenen Gewürztraminern oft verstörend.
Der Nussbaumer hat es jedenfalls in sich. Zum erwarteten Rosenduft gesellen sich in der Nase tropische Früchte und Zimt. Am Gaumen dann das volle Programm: Litschi, etwas Melone, Orangenschale, aber auch Kräuter- und Gewürznoten. Trotz des mächtigen Körpers (fast 15% Alkohol!!) wirkt der Wein frisch und kühl und kein bisschen alkoholisch-brandig. Auch nicht im tiefgründigen und lang anhaltenden Abgang.
Einen Grund zum Feiern gab es eigentlich nicht. Warum dann dieser Aufwand für ein stinknormales häusliches Essen? Ganz einfach: Die pure Lust am Kochen, Essen und Trinken. Denn Genuss ist bekanntlich Notwehr und sei es manchmal auch nur gegen mieses Wetter und deprimierende Champions-League-Paarungen.
Empfehle als Nachtisch mal einen “Mohr im Hemd”,dekoriert mit Kaffernlimetten-Blättern,apart flankiert von zwei Negerküssen.
Hoffe,die Mädels vom VfB Schallke und Rauch 05 haben den Borussia-Jungs schon diensteifrig die Fußballschuhe geputzt;zumindest das sollten sie doch können.
Mit sportlichen Grüßen
M.K.
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Meine Rebsaft-Dealer-Adressen finden sich in ganz Deutsch-aber auch im befreundeten Ausland.Jedoch bestätigt mein obiger Schrieb aufs Schönste den alten Süffelspruch :
“Gute Weine,späte Zeit,
macht launig Wort,
die Birne breit.”