Zu den vielen unsinnigen Regeln der vermeintlich „gehobenen“ Küche gehört, dass man Tomaten vor ihrer Verwendung in Soßen und Suppen überbrüht, schält und auch die Kerne entfernt. Als Begründung müssen der optische Eindruck, bei dem die geringelten Schalenteile und die kleinen Kerne nur stören würden, und die schwere Verdaulichkeit der Haut herhalten. Wenn es allerdings um die Zubereitung von Tomatensalat geht, spielen diese Bedenken plötzlich keine Rolle mehr.
Davon abgesehen, dass kein Fall von Darmverschluss wegen Tomatenschalen bekannt ist und konsequenterweise dann auch Weintrauben und Pflaumen vor dem Verzehr geschält werden müssten; man beraubt das feine Nachtschattengewächs durch die allgemein empfohlene unwürdige Behandlung nicht nur vieler gesunder Inhaltsstoffe sondern auch eines großen Teils seines Geschmacks. Gerade Schalen und Kerne verleihen Tomaten ihre feine Säure und die dezenten edelbitteren Noten. Das gilt natürlich nicht für die konventionellen Monstertomaten, aber wer die isst, dem ist sowieso geschmackstechnisch nicht mehr zu helfen.
Ich werde jedenfalls den Teufel tun. Angesichts meiner noch immer nicht beendeten Rekordernte aus Wandlitz und vom Balkon werde ich mir jetzt noch ein paar Soßen für den Winter einkochen. Bei mir geht das so: Von den Tomaten nur den Strunk entfernen und sie anschließend in der Küchenmaschine schreddern. Im Blitzhacker (oder mit dem Wiegemesser) Knoblauch und Basilikum (besser noch Basilikumblüten) zerkleinen und alles mit einem guten Schuss Olivenöl im Topf zum köcheln bringen. Nicht salzen oder würzen, dass kann man schließlich machen, wenn sie später verwendet wird. Anschließend die Soße in ein frisch mit kochendem Wasser vorbereitetes Einweckglas einfüllen, dieses fest verschließen und auf den Kopf stellen. Die Soße sollte sich – dunkel und nicht allzu warm gelagert – einige Monate halten.
Für diejenigen, denen das zu aufwändig ist, gibt es mittlerweile einen Anbieter, der Soßen aus ungeschälten Tomaten anbietet. Bei dem toskanischen Öko-Betrieb Fattoria La Vialla gibt es ein 500-Gramm-Glas für 2,60 Euro.
Guter Aspekt! Anscheinend wollen auch “gehobene” Esser klinisch reine Pampe serviert bekommen – zumindestens optisch. Ich gestehe gerne, dass ich Tomaten bislang ganz rezeptgetreu auch überbrüht und geschält habe. Gerne werde ich es jetzt mal mit der “Balcerowiak-Methode” versuchen.
Da fragt man sich schon wie so ein günstiger Preis von 2,50 bei la vialla entstehen kann?
Weiß ich auch nicht. Zumal die anderen Konserven von La Vialla deutlich teurer sind. Aber ich werde sie mal probieren.