Rock’n’ Roll Kitchen

Ich bin ein alter Rock’n’Roller. Zwar sind die Zeiten vorbei, in denen ich meiner Gibson Marauder und meiner Fender Telecaster nebst dem obligatorischen Marshall-Vollröhrenverstärker auf diversen Bühnen exzessive Gitarrensoli entlockte. Doch Rock’n’Roll war für mich schon immer mehr als ein Musikstil. Manchmal ist eben „Freak out“ angesagt, oder auch „Kick out the Jams“, das ist keine Altersfrage. Dezenter formuliert könnte man auch vom Infragestellen oder Negieren bestimmter Konventionen und Regeln sprechen. Gerne zeige ich – besonders verbal oder in geschriebener Form – auch mal den Stinkefinger.

Rock’n’Roll kann eine gute Grundlage für Kreativität in ziemlich vielen Lebenslagen sein. Auch in der Küche. Dort bin ich allerdings noch von einem anderen, fast sentimental-moralisch anmutenden Wesenzug geprägt. Ich hasse es, Nahrungsmittel wegzuwerfen und lege daher keine überflüssigen, von Verderbnis bedrohten Vorräte an. Abgesehen von der gelegentlichen Vorbereitung etwas aufwändigerer Essgelage mit Gästen bin ich eher Spontaneinkäufer oder richte mich in der Saison auch nach dem, was in meinem Garten oder auf dem Balkon gerade reif geworden ist. Manchmal geht es auch schlicht um Resteverwertung. Passt gut zum Rock’n’Roll. Auf diese Weise entstehen manchmal Gerichte, die man garantiert in keinem Kochbuch finden wird.

Das ist Balcerowiaks original Rock’n’ Roll-Salat

So hatte ich neulich aus Wandlitz den letzten grünen Salat und ein paar Wachsbohnen mitgebracht. Auf dem Moabiter Balkon prangten mir diverse Tomaten und Gemüsepaprika entgegen. Das lässt sich ziemlich einfach zu einem schmackhaftem Salat zusammenfügen, zumal wenn man im Kühlschrank noch ein bisschen korsischen Schafskäse hat, der so langsam weg muss. Das schmeckt immer, aber irgendwie fehlte mir diesmal der Kick. Also Freak out: Ab zum Türken und zwei Lammherzen erstehen. Die wurden dann in einem Sud mit reichlich Grün von Frühlings zwiebeln ausgekocht, anschließen von Sehnen und dem äußeren, knorpeligen Fett befreit und klein geschnitten.

War’s das? Mitnichten: Öl sowie viel Knoblauch und Chili in die Pfanne, um die Herzstückchen noch mal richtig scharf anzubraten und aufzupeppen. Dann das heiße Muskelfleisch einfach in dem fertigen Salat verteilen. Klingt abseitig und abgedreht, schmeckt aber fantastisch. Rock’n’Roll-Kitchen halt.

 

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