In der „Weinszene“ gibt es ein paar ungeschriebene Gesetze. So macht man sich nicht unbedingt Freunde, wenn man einen Wein oder ein ganzes Gut allzu arg verreißt. In vielen Publikationen ist dies sogar ausdrücklich unerwünscht. Schließlich könnten Winzer von der Angst befallen werden, dass auch ihre Weine schlecht besprochen werden und das sei nicht eben im Sinne des Geschäfts, heißt es bisweilen zur Begründung.
Ich habe das Glück, dass dieser Blog eben kein „Geschäft“ ist. Und deswegen rate ich hiermit dringend davon ab, den Würzburger Silvaner Qualitätswein trocken 2012 vom fränkischen Weingut Bürgerspital zu kaufen.
Für acht Euro bekommt man einen aufgeblasen-pappigen Silvaner ohne Biss, ohne Charakter, aber dafür mit einem leicht brandigen Abgang geboten.
Manchmal hat man den Eindruck, dass Betriebe, die wie das Bürgerspital dem noblen Verband Deutscher Prädikatsweinwinzer (VDP) angehören, meinen, sich alles erlauben zu können. Laut der VDP-Klassifizierung handelt es sich bei diesem Gesöff um einen „Ortswein“ und entstammt demnach „hochwertigen, charaktervollen und traditionellen Weinbergen innerhalb eines Ortes, die mit gebietstypischen Rebsorten bepflanzt sind.“ Die Produzenten dichten ihm noch „feiner Duft von Mirabellen, cremig“ an. Dabei ist dieser Wein nichts Anderes als dumpf, und wenn der stolze VDP-Adler, der den Flaschenhals ziert, sich schämen könnte, dann würde er das sicherlich tun. Wer mal einen erdig-kernigen Silvaner alter Schule trinken will, dem sei der Volkacher Ratsherr Spätlese trocken 2010 vom Familienweingut Braun empfohlen.
Harter Tobak! Rechtfertig ein möglichweise misslungener Wein, dass man ein Weingut so niedermacht? Ich habe diesen Wein nicht getrunken und kann ohnehin mit Silvaner wenig anfangen. Den Eindruck, dass manche VDP-Güter ihren Status ausnutzen, um recht müde Weine relativ hochpreisig zu verkaufen, habe ich allerdings auch.
Mir geht es wirklich nicht darum, das Bürgerspital “nieder zu machen”. Aber mit dem beschriebenen Wein wird offensichtlich versucht, den stolzen Adler für schnelles Geld einzusetzen. Letztendlich schießt sich der VDP damait selbst ins Knie
Da kommt wohl der kleine Stalinist in Ihnen hervor. Wenn ich jedes Weingut, das einmal einen “schlechten” Wein für teures Geld verkauft hat, anprangern würde, hätte ich Wochen zu tun.
Natürlich ist der VDP ein Kartell, dass wie im Mittelalter die Zünfte vor Konkurrenz und niedrigen Preisen schützt. Dennoch ist es unlauter, ein Weingut wegen EINEM verkosteten Wein so nieder zu schreiben.
Hoffentlich steigt die Qualität Ihres blogs wieder in frühere Höhen; die letzten 2 Artikel sind unterirdisch.
Ich merke schon; ein derartiger Veriss kommt nicht gut an. Es geht mir aber gar nicht um den einen “schlechten Wein” des Gutes, sondern um den zu seiner vergleichsweise hochpreisigen Vermarktung eingesetzten VDP-Adler.
Angebot zur Versöhnung: Ich werde noch 2-3 andere Bürgerspital-Weine trinken und dann gegebenenfalls erneut berichten