La Vialla statt ALDI

Ja, ich gestehe. Manchmal gehe ich zu ALDI. Ich gehöre zu jenen Menschen, die mangels üppiger Ressourcen eine gewisse Ausgabendisziplin waren müssen. Bei dem Discounter werden von mir meistens Bio-Eier, Bio-Milch, Bio-Möhren und Gewürz-Quark erstanden. Und manchmal auch ein paar andere Dinge.

Natürlich kein Wein, denn das Standard-Sortiment von Aldi bewegt sich irgendwo zwischen stinklangweilig und ungenießbar.  Doch es gibt temporäre Ausnahmen. Weiterlesen

Hilfe – Sarah Wiener kommt

Wenn in der Anmoderation einer TV-Sendung mit einem Auftritt von Sarah Wiener gedroht wird, greift man in der Regel reflexartig zur Fernbedienung. Doch da Bio-Bashing mittlerweile eine Art Medientrend zu sein scheint, widerstand ich der Versuchung und tat mir am Sonntag Günther Jauch an.

Da war sie wieder: Der polternd-stammelnde Racheengel aller Mikro- und Makroorganismen dieser Welt. Jeglicher rationalen Auseinandersetzung weit entrückt.

Dabei wäre es relativ einfach gewesen, die Argumente der anwesenden Lobbyisten der Nahrungsmittelindustrie und des Handels gegen ökologische Landwirtschaft genüsslich zu zerpflücken.  Doch eine Wiener hält sich mit derlei Kleinigkeiten nicht auf und macht es nicht unter „Rettung der Menschheit“. Durchaus berechtigte Fragen nach der Bezahlbarkeit hochwertiger Nahrungsmittel (egal on bio oder nicht) interessieren die laut Selbstdarstellung frühere Ladendiebin nicht. Stattdessen barmt sie die Studiogäste an: „Wir hier sind doch eine Elite“, und sollten daher Bio kaufen. Wer als Freund bewusster Ernährung und globaler Ernährungssicherheit solche Freundinnen hat, braucht jedenfalls keine Feinde mehr

P.S. Wenn Sie mehr über Sarah Wiener und ihre gut bezahlte Affinität zu denaturierten Fertigprodukten bei der Deutschen Bahn AG wissen wollen, dann schlagen Sie doch mal in meinem  „Kulinarischen Notfallkoffer“ nach. Das Buch erscheint Mitte Oktober im Mondo-Verlag Heidelberg

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm

Vielleicht gehören Sie ja zu den bedauernswerten Menschen, die sich morgends keinen frischgepressten Obstsaft gönnen. Vielleicht mögen sie auch keine Äpfel. Gut, das ist dann Ihr Problem. Dann brauchen Sie jetzt auch gar nicht weiterlesen.

Jetzt Äpfel besorgen – umsonst und draußen

Aber wer Äpfel mag, sollte sich derzeit in Feiertagslaune befinden. Denn es ist Erntezeit, und das Angebot ist reichhaltig und meistens auch einigermaßen preiswert. Das ändert aber nichts daran, dass die Konsumenten diese Vielfalt kaum zu schätzen wissen. Obwohl es hunderte Sorten gibt,  erreichen alleine „Jonageld“ und „Elstar“ zusammen einen Marktanteil von fast 50 Prozent. Derartige Massenware ist mittels entsprechender Hilfsmittel zumeist kräftig aufgeblasen worden und schmeckt entsprechend wässrig. Doch in den einschlägigen Supermärkten bekommt man kaum etwas anderes. Weiterlesen

Lob der Hühnersuppe

Es gehört zu den saisonalen Gesetzmäßigkeiten, dass die Temperaturstürze im beginnenden Herbst stets zu einer rasanten Zunahme grippaler Infekte führen. Husten, Schnupfen, Heiserkeit sowie manchmal auch Kopf- und Gliederschmerzen, mitunter auch leichtes Fieber gehören zu den gängigen Symptomen.

Nun weiß jeder einigermaßen aufgeklärte Mensch, dass dieser Spuk – ein bisschen Schonung vorausgesetzt – nach vier bis sieben Tagen von alleine verschwindet. Dennoch belästigen  Millionen von Menschen bei jedem Anzeichen eines derartigen Infektes stante pede ihren Hausarzt oder verhelfen ihrem Apotheker zu einem kleinen Extraprofit. Dabei gibt es ein seit Jahrhunderten bekanntes Hausmittel, welches – empirisch und wissenschaftlich belegt – erheblich zur Linderung beiträgt und nebenbei ganz hervorragend schmeckt: Die Hühnerbrühe. Weiterlesen

Mein Freund das Pferd

 

Wer eine minderjährige Tochter hat und es sich gründlich mir ihr verderben will, hat eine ziemlich einfache und absolut sichere Möglichkeit: Einfach mal leckeres Pferdefleisch auf den Esstisch stellen. Doch auch viele erwachsene und – im Gegensatz zu minderjährigen Mädchen – vernunftbegabte Menschen schütteln sich bei dem Gedanken an dessen Verzehr und haben bei heldenhaften Selbstversuchen mit Würgereizen zu kämpfen, wie ich es neulich bei einem kleinen Grillgelage in Wandlitz erlebte.

Am Geschmack kann es nicht liegen. Pferdefleisch ist etwas kräftiger im Geschmack als Rind- oder Schweinefleisch, ausgesprochen mager und dabei dennoch zart. Weiterlesen

Tomaten: Werfen oder Essen

September ist Tomatenzeit. Das trifft sich in diesem Jahr besonders gut, denn es gibt aktuell viele Gründe, diese handlichen Früchte auf diverse Menschen und Institutionen zu werfen. Zum Beispiel auf jene Politiker, die uns mittels diverser „Rettungsschirme“ zu Geiseln der Zockereien von Banken, Finanzinvestoren und Steuerbetrügern machen. Doch ein paar softe Wurfgeschosse sollten auch noch für diejenigen übrig bleiben, die aus der Krisengülle überriechende populistische Suppen kochen und uns was von „faulen Griechen“ erzählen oder den Austritt Deutschlands aus dem Euro fordern.

 

Doch keiner der Genannten wird von mir eine Tomate abbekommen, denn die sind dafür viel zu schade. Da ich über diverse Pflanzen in meinem Wandlitzer Garten und auf meinem Moabiter Balkon verfüge, stellt sich angesichts der begrenzten Haltbarkeit der Früchte die Frage der angemessenen Verwendung. Natürlich wandert das eine oder andere Exemplar einfach roh in den Magen oder wird zu Salat verarbeitet. Doch es geht auch etwas feiner. Zunächst werden ausreichend Knoblauch, Schalotten eine Chilischote sowie möglichst frische Kräuter (Thymian, Estragon, Thai-Basilikum) in einem Topf mit Olivenöl angeschmort. Aber bitte nicht zu heiß!! Anschließend werden die nicht enthäuteten und nur grob zerteilten Tomaten hinzugefügt. Das alles soll richtig durchschmoren und daher geben wir noch ein paar Tassen Fischfonds (!) dazu. Erst wenn das alles schön sämig ist, wandern ein paar Stückchen Fisch in den Topf. Für dieses Gericht bevorzuge ich kleine Seehechte, die ich nicht filettiere, sondern quer durch die Gräte zerkleinere. Sie sind gefroren für ganz kleines Geld u.a. bei Mitte Meer erhältlich.

Das alles ist irgendwie portugiesisch, und daher sollte dazu auch ein nicht allzu schwerer portugiesischer Wein auf den Tisch. Auch hier gibt’s was für ganz kleines Geld und zwar bei – ich traue mich kaum, es auszusprechen – ROSSMANN. Ein sattes , beeriges Tröpfchen namens LAB für 3,99 Euro.

Für militante Spielarten des politischen Kampfes sind die Tomaten nun also nicht mehr verfügbar. Aber ein gutes Essen kann ja auch helfen, sich mental zu stärken, um gute Ideen für die alltägliche Auseinandersetzung mit dem sozialen und politischen Wahnsinn zu entwickeln.