September ist Tomatenzeit. Das trifft sich in diesem Jahr besonders gut, denn es gibt aktuell viele Gründe, diese handlichen Früchte auf diverse Menschen und Institutionen zu werfen. Zum Beispiel auf jene Politiker, die uns mittels diverser „Rettungsschirme“ zu Geiseln der Zockereien von Banken, Finanzinvestoren und Steuerbetrügern machen. Doch ein paar softe Wurfgeschosse sollten auch noch für diejenigen übrig bleiben, die aus der Krisengülle überriechende populistische Suppen kochen und uns was von „faulen Griechen“ erzählen oder den Austritt Deutschlands aus dem Euro fordern.
Doch keiner der Genannten wird von mir eine Tomate abbekommen, denn die sind dafür viel zu schade. Da ich über diverse Pflanzen in meinem Wandlitzer Garten und auf meinem Moabiter Balkon verfüge, stellt sich angesichts der begrenzten Haltbarkeit der Früchte die Frage der angemessenen Verwendung. Natürlich wandert das eine oder andere Exemplar einfach roh in den Magen oder wird zu Salat verarbeitet. Doch es geht auch etwas feiner. Zunächst werden ausreichend Knoblauch, Schalotten eine Chilischote sowie möglichst frische Kräuter (Thymian, Estragon, Thai-Basilikum) in einem Topf mit Olivenöl angeschmort. Aber bitte nicht zu heiß!! Anschließend werden die nicht enthäuteten und nur grob zerteilten Tomaten hinzugefügt. Das alles soll richtig durchschmoren und daher geben wir noch ein paar Tassen Fischfonds (!) dazu. Erst wenn das alles schön sämig ist, wandern ein paar Stückchen Fisch in den Topf. Für dieses Gericht bevorzuge ich kleine Seehechte, die ich nicht filettiere, sondern quer durch die Gräte zerkleinere. Sie sind gefroren für ganz kleines Geld u.a. bei Mitte Meer erhältlich.
Das alles ist irgendwie portugiesisch, und daher sollte dazu auch ein nicht allzu schwerer portugiesischer Wein auf den Tisch. Auch hier gibt’s was für ganz kleines Geld und zwar bei – ich traue mich kaum, es auszusprechen – ROSSMANN. Ein sattes , beeriges Tröpfchen namens LAB für 3,99 Euro.
Für militante Spielarten des politischen Kampfes sind die Tomaten nun also nicht mehr verfügbar. Aber ein gutes Essen kann ja auch helfen, sich mental zu stärken, um gute Ideen für die alltägliche Auseinandersetzung mit dem sozialen und politischen Wahnsinn zu entwickeln.