Schämt Euch, ihr Billigfleischfresser

 

Berlin ist eine komische Stadt. Während sich in großen Zelten nahe des Brandenburger Tors noch magersüchtige Models auf der Fashion Week zur Schau stellen, strömen ein paar Kilometer weiter westlich eher fettleibige Hauptstädter und Touristen zur „Grünen Woche“ , der größten Agrarmesse in Europa. Es ist die große Selbstbeweihräucherungsshow der Agroindustrie und ihrer Lobbyisten in der Bundesregierung, garniert mit ein paar Häppchen und Schnäppchen für’s Volk und ein bisschen „Bio“- und „Naturschutz“-Kosmetik . Ich gehe da schon seit Jahren nicht mehr hin, es ist schlicht die HÖLLE und macht ziemlich schlechte Laune. Weiterlesen

Zwischen Schwachköpfen und Spitzenwinzern

 Zu meinen Ritualen gehört die morgendliche Radiostunde Inforadio des rbb. Außer Sonntags natürlich, denn dann höre ich bei Bereitung und Verzehr des ersten Milchkaffees und des obligatorischen frisch gepressten Saftes eine dem Kirchenkalender entsprechende Kantate von Johann Sebastian Bach. Am kommenden Sonntag kann ich wählen zwischen „Mein liebster Jesu ist verloren“ (BWV 154), „Meinen Jesum lass ich nicht“ (BWV 124) oder „Liebster Jesu, mein Verlangen“ (BWV 32). Harter Stoff für einen bekennenden Agnostiker wie mich, aber unglaublich schöne Musik.

 Aber das nur nur nebenbei, denn in der Regel geht es am Morgen um eine anständige Dosis Nachrichten. Manchmal würde ich allerdings am liebsten das Radio aus dem Fenster werfen, obwohl es absolut unschuldig ist. Z.B. wenn irgendein Journalistenkollege wie am heutigen Mittwoch rumlallt, dass der deutsche Staat „trotz sprudelnder Steuereinnahmen wieder mal nicht mit seinem Geld auskommt“ und „wenig investiert aber viel auf Pump konsumiert“. Weiterlesen

Einen PIWI-Wein auf das gescheiterte Volksbegehren

Morgen gibt es hoffentlich was zu feiern. Es sieht ganz so aus, dass das vollkommen bescheuerte Volksbegehren gegen die Randbebauung des ehemaligen Flughafens in Berlin-Tempelhofbis Montag, 24 Uhr nicht die erforderlichen 174.000 gültigen Unterschriften zusammenbekommt. Gut so, denn eine unheilige Allianz aus „linken“ Geisterfahrern, Flughafennostalgikern und grün angehauchten Spießern, die ihre Idylle auf Kosten des dringend benötigten Wohnungsbaus erhalten wollen, ist so ziemlich das Letzte, was Berlin braucht.

Jedenfalls steht bei mir ein Cabertin bereit. Dabei handelt es sich um Rotwein aus einer jener pilzwiderstandsfähigen Rebsorten („PIWIS“) die in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten gezüchtet wurden, um Öko-Winzern den Verzicht auf Pestizide zu erleichtern. Weiterlesen

Warum gesund ernähren – es gibt doch genug Schrott

Man muss nicht auf den nächsten großen Lebensmittelskandal warten. Der alltägliche Wahnsinn reicht vollkommen aus. Wie z.B. eine kleine Pressemitteilung der Verbraucherorganisation foodwatch, in der mitgeteilt wird, dass die Firma Valensina jetzt endlich auf Tierbestandteile in seinen Fruchtsäften verzichtet. Bisher enthielt beispielsweise der beliebte Multivitaminsaft der Firma Fischgelatine als Trägerstoff für Vitamine, der Orange-Ananas-Saft wurde mit Schweinegelatine von Trübstoffen befreit. Beides wurde auf dem Etikett nicht angegeben – was sogar legal ist, weil die Lebensmittelmafia entsprechende Regularien zur Verbrauchertäuschung durchgesetzt hat.

Stellt sich die Frage, warum irgend jemand überhaupt dieses denaturierte Zeug zu sich nimmt, anstatt sich regelmäßig einen Fruchtsaft frisch zu pressen oder wenigstens Direktsäfte ohne jeden Zusatz zu kaufen. Weiterlesen

Nie wieder Windows

 Es hat überhaupt nicht weh getan. Einfach den Computer abschalten, einen bootfähigen USB-Stick mit dem Betriebssystem Ubuntu einstecken, neu starten und los geht’s. Auf dem Bildschirm erscheint die Frage, ob man Ubuntu testen, parallel zu Windows oder als einziges Betriebssystem nutzen will. Ein Klick reicht also, um das Produkt der international agierenden Gangsterbande aus Redmond ein für alle Mal von meinem PC zu entfernen. Einige Minuten später war Ubuntu samt Standardsoftware installiert. Kostenpunkt: Null Euro. Weiterlesen

POFALLA in Weißwein-Senf-Sauce

Eigentlich wollte ich ein relaxtes Wochenende verbringen. Das schöne Wetter lädt zu kleinen Fahrradausflügen und damit verbundenen Besorgungen ein. Schließlich stehen Kalbsnieren in Weißwein-Senf-Sauce mit Kartoffelstampf auf dem Programm, und einen Monitor brauche ich auch, da ich künftig zusammen mit zwei Kollegen eine kleine „Außenstelle“ betreibe. Aber keine Fronarbeit, höchsten ein paar Gedanken über anstehende berufliche Projekte machen, ansonsten Ruhe, Muße, Geselligkeit. Doch dann kam POFALLA, und die Nachricht, dass einer der widerwärtigsten Spitzenpolitiker der alten Koalition jetzt für ein Millionensalär in den Vorstand der Deutschen Bahn einziehen soll, kann einem schon ein wenig die Laune verderben. Weiterlesen

Schumacher: Werde gesund und zahl endlich deine Steuern!

Am vergangenen Sonntag wurde der 44jährige Ex-Rennfahrer Michael Schumacher in den französischen Alpen Opfer seiner Sucht nach Grenzerlebnissen. Bei einer Abfahrt jenseits der ausgewiesenen Pisten stürzte der Tempo-Maniac so schwer, dass er nunmehr mit einem schweren Schädel-Hirn-Trauma im Koma liegt.

Das ist nicht schön, und das kann man auch niemandem wünschen. Warum der Verunglückte aber nunmehr von Politikern, A-C-Promis und Journalisten zum Vorbild und Helden hochstilisiert wird, wirft ein erschütterndes Licht auf die geistige Verfassung in Deutschland.

Schumacher verdankt seine  Popularität und sein vom Focus auf eine Milliarde Euro geschätztes Vermögen der Fähigkeit, in einer hochmotorisierten Blechkiste schneller und rücksichtsloser als andere im Kreis fahren zu können. Die machte ihn für Jahre zur Galionsfigur eines unfassbar korrupten, weltweit agierenden Zirkusunternehmens namens Formel Eins und brachte ihm besonders in seinem Heimatland Deutschland nahezu kultische Verehrung ein.

Allerdings hatte der Milliardär nicht die geringste Lust, für seine Einkünfte die in Deutschland fälligen Steuern zu entrichten und verpisste sich in die Schweiz, die solche Asylanten immer gerne mit offenen Armen empfängt und mit lächerlichen Abgaben beglückt. Und als in der Schweiz erwogen wurde, gewisse Steuerprivilegien für Superreiche abzuschmelzen, kündigte er vor einem Jahr an, dann eben ins nächste Steuerparadies zu gehen.

Eine derartige Einstellung ist schlicht und ergreifend hochgradig asozial. Daher ist Schumacher weder ein Held noch ein Vorbild. Natürlich sollte man ihm möglichst schnelle und umfassende Genesung wünschen. Schön wäre es allerdings, wenn er dann – möglicherweise durch die Grenzerfahrung geläutert – endlich seine Steuern in Deutschland zahlt.

 

Silvester wird verschoben – Wein gibt’s trotzdem

Die weltweite Einführung des gregorianischen Kalenders war zweifellos ein historischer Fortschritt. Wieso Milliarden von Menschen dieses mittelalterliche mathematische Meisterwerk zum Anlass nehmen, sich in der Nacht zum 1.Januar in vielerlei Form daneben zu benehmen, erschließt sich mir allerdings nicht. Daher erkläre ich hiermit Silvester zumindestens in Deutschland für abgeschafft und verlege den kommenden Jahreswechsel in die Nacht vom 29. zum 30.März. Denn dann werden hierzulande die Uhren auf die Sommerzeit umgestellt, und es bleibt abends eine Stunde länger hell, was ein herausragender Grund zum Feiern sein sollte. Denn spätestens dann kann man sich auf den nahenden Frühling freuen, auf frischen Elbling auf der Terrasse, auf gegrillte Sardinen oder die ersten Salate aus dem Frühbeet. Deswegen gibt es hier und heute auch keine Rückschau auf das vergangene Jahr. Sondern den vollkommen unspektakulären Blick auf einen unspektakulären, aber dennoch enpfehlenswerten Weín für schmale Geldbeutel. Weiterlesen

Das war Weihnachten 2013

 -        Der Papst lässt auf der Christmette Musik des protestantischen Komponisten Johann Sebastian Bach aufführen.

-        Fast die Hälfte aller türkischen Minister muss das Kabinett wegen Korruption verlassen.

-        Japans Premierminister Shinzo Abe „ehrte“ Kriegsverbrecher

-        Michael Chodorkowskis ist offensichtlich verarmt. Von den gestohlenen 15 Milliarden Dollar sind angeblich nur noch 200 Millionen übrig.

-        Der trotzkistische Angriff auf die Kochkultur konnte eindrucksvoll abgewehrt werden. Die mit Niedrigtemperatur gegarte Zebrakeule und vor allem die auf Knochenbasis hergestellte Sauce setzten am Donnerstag neue Maßstäbe.

-        Es gibt – ich gebe es ungern zu – offenbar ganz hervorragende Weine aus Südafrika. Der „Chocolate Block“ vom Weingut Boekenhoutskloof – eine südfranzösisch anmutende Cuvée aus Syrah, Grenache, Cabernet Sauvignon, Cinsault und Voignier – überzeugte mit satter, reifer Beerenfrucht, seidigen Tanninen , feiner Kräuterwürze und kräftigem, langen Nachhall. Und das alles ohne aufdrungliche Holz- und Vanilletöne. Kostet allerdings auch 25 Euro. Vergleichbare Weine aus wenig bekannten Appellationen wie Luberon  kann man für gut die Hälfte auftreiben. Ich werde es mal testen    

 

 

Kampf zweier Linien in der Bratröhre

In der revolutionären Genussbewegung ist erneut der Kampf zweier Linien in aller Schärfe ausgebrochen. Ein Ex-Kollege, der wie ich dem Gulag in der Torstraße 6 (Verlag 8.Mai, Redaktion Junge Welt) lebend entkommen ist,startete am 23. Dezember eine gezielte Provokation. Unter den Augen der NSA, der CIA und anderer Geheimdienste postete er in einem so genannten sozialen Netzwerk unter dem opportunistischen Titel „ Ich denk, mein Schwein pfeift auf den Niedrigtemperaturblödsinn“ seine Zubereitungsmethode für eine Keule vom Brandenburger Wildschwein: Keule beizen, scharf anbraten und dann für zwei Stunden in den auf 190 Grad vorgeheizten Ofen packen.

Ich erwiderte, dass dies beim recht fetthaltigen Wildschwein durchaus funktionieren kann. Bei mageren Wildteilen droht allerdings ein Desaster: das Fleisch wird trocken und faserig. Und auch beim Wildschwein spricht nichts gegen die Zubereitung mit Niedrigtemperatur (beizen, anbraten, bei 75 Grad für fünf-sechs Stunden in die Röhre, dann noch mal kurz hochfahren). Weiterlesen