Alles wird gut

Nein, es wird keinen Krieg zwischen Russland, der Ukraine und der NATO geben. In der Ukraine gibt es jetzt eine Koalitionsregierung aus Oligarchen und Faschisten. Das findet Merkel prima. Putin findet das nicht prima und hat zudem die Gunst der Stunde genutzt, um die Krim wieder heim ins Reich zu holen. Das findet Merkel nicht prima. Deswegen wird ein bisschen mit Putin geschimpft, und es gibt ein paar Sanktiönchen, aber natürlich nichts was die guten Geschäfte der deutschen Industrie und der britischen Finanzwirtschaft gefährdet. Alles nur Theater.

In Deutschland gibt es plötzlich ganz viele neue Gesetzentwürfe. Ein Mindestlohn soll eingeführt werden und der Anstieg der Mieten bei Neuvermietungen soll gebremst werden. Das ist im Prinzip prima, doch ich traue der Sache noch nicht so ganz, denn das Kleingedruckte liegt noch lange nicht auf dem Tisch, und ohnehin gibt etliche Schlupflöcher für Ausbeuter und Miethaie. Dennoch bleibt festzuhalten, dass eine CDU-geführte Bundesregierung einige der gröbsten Sauereien, die wir „rot-grün“ zu verdanken haben, korrigiert. Verkehrte Welt? Nö, politische Normalität. Weiterlesen

Joachim Kühn: Spielen bis zum Umfallen

 

Quelle:Sergei Gavrylov/ACT

Er werde „spielen bis zum Umfallen“, sagte mir Joachim Kühn vor ein paar Jahren in einem Interview. Und es ist ein großer Gewinn für für den Jazz – ach was, für die ganze Welt – das er noch nicht umgefallen ist.

 Heute begeht Kühn seinen 70. Geburtstag. Und natürlich arbeitet der rastlose Wanderer durch die musikalischen Galaxien schon längst an einem neuen Projekt, diesmal mit seinem Bruder Rolf. So nebenbei nahm er eine eine sehr freie CD mit dem russischen Saxophonisten Alexey Kruglov auf, und natürlich geht die Arbeit mit seinem Trio weiter.

 Kühn gehört zu jenen Pianisten, die nicht nur über großartige Spieltechnik verfügen. Er hat seinen eigenen Sound, seinen eigenen Groove und seine eigene Tonsprache, die jenseits der gängigen Dur-Moll-Tonalität mit verminderten und übermäßigen Akkorden operiert. Weiterlesen

Tillig und beuer kann man leicht verwechseln

Wenn ein traditionskommunistischer Naturwissenschaftler (also ausnahmsweise kein trotzkistischer Bürokrat) eine Blindweinprobe veranstaltet, kann man sowohl eine klare Linie, als auch ein mathematisches System erwarten. Doch beides erschloss sich erst später…

 In den schwarzen Probiergläsern (gut gegen optische Beeinflussung bei Weinproben) befanden sich jedenfalls vier Weine, oder zumindestens weinähnliche Flüssigkeiten. Nur einer war einigermaßen eindeutig zuzuordnen: Ein relativ junger Spätburgunder mit deutlicher Barriquenote, mittelschwerem Körper und verhaltener Frucht. Ansonsten gab es eine süßliche Labberbrühe, ein penetrant nach roten Gummibärchen schmeckendes Gesöff mit leichter Perlage und einen recht sauren, unreif wirkender Wein ohne erkennbares Aromengerüst. Weiterlesen

Helau Claudia Roth, Alaaf Gregor Gysi

Ein richtiger Jeck braucht weder Fasching noch Karneval. Er redet auch so dummes Zeug.
Beginnen wir mit Claudia Roth. Die glücklicherweise auf einem Repräsentationsposten politisch endgelagerte olivgrüne Nervensäge entblödete sich am Sonntag im Bericht aus Berlin nicht, wie üblich fast heulend zu beklagen, dass das EU-Parlament durch die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, dass alle Wählerstimmen gleich viel Wert sind. „zum Debattierklub“ und zu einem „Parlament 2. oder gar 3. Klasse degradiert“ werde.  Klasse! Warum die kleinen Parteien, die nie die Chance haben, die Sperrklauseln zu überwinden, nicht gleich verbieten. Dass Frau Roth ganz gerne mal einem Kriegseinsatz der Bundeswehr zustimmt, wussten wir schon. Das sie die parlamentarische Demokratie am liebsten auf ein paar große Parteien beschränken will, war bislang nicht so bekannt. Helau!

Gregor Gysi ist sicherlich strikt gegen Bundeswehreinsätze im Ausland und begrüßt auch den Fall der Drei-Prozent-Hürde für die Europawahlen. Das hindert ihn allerdings nicht daran, in der Faschingszeit eine andere Schnapsidee zu verbreiten. Zwar analysiert er am Sonntag bei Günther Jauch messerscharf, dass es in der Ukraine eine „tiefe Spaltung“ der Bevölkerung gebe und einen bedrohlichen Konflikt mit Russland. Doch dann schlägt er ausgerechnet Gerhard Schröder als offiziellen Vermittler vor. Einen Mann also, der sich seine Brötchen als Lobbyist des wichtigsten russischen Gaskonzerns Gazprom verdient. Alaaf!

Das Schöne am Karneval ist ja bekanntlich, dass am Aschermittwoch alles vorbei ist.  Bei Jecken wie Claudia Roth und Gergor Gysi ist allerdings zu befürchten, dass sie auch danach noch reichlich Unsinn verbreiten werden.

Höchste Zeit für angenehme Dinge. Wie z.B. das heutige Konzert des Freiburger Barockorchesters mit Werken von Carl Phillpp Emanuel Bach in der Berliner  Philharmonie. Und ein snatändiges Gläschen Wein zur Einstimmung wird sich vermutlich auch noch finden lassen. Genuss ist Notwehr, auch gegen Politikergeschwätz.

Mein Frühlingsanfang: Krieg, Fasan, Rotwein und mehr

 Im vergangenen Jahr postete ich anlässlich des Frühlinganfangs am 1. März ein Foto von dem schneebedeckten Baum vor meinem Balkon. Heute sind es dagegen 12 Grad und an allen Ecken der Stadt sieht man die ersten Frühlingsblüher. Es war, so sagen die Meteorologen, der wärmste Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Das klingt nach Klimawandel und wird wohl auch so sein. Aber spätestens seit dem Ausbruch der Euro-Schuldenkrise interessiert sich hierzulande ohnehin kaum noch jemand für vermeintlich abstrakte Dinge wie CO2-Ausstoss, steigende Meeresspiegel, Dürre- oder Flutkatatastrophen – es sei denn, sie finden vor der Haustür statt.

 Eigentlich hätte ich diesen schönen Tag in Wandlitz auf dem Landsitz begehen müssen. Aber in der vergangenen Woche ist einfach zu viel liegen geblieben. Außerdem habe ich mir mit dem überraschenden Kauf eines frischen Fasans eine anspruchsvolle Aufgabe gestellt, die es am heutigen Abend zu meistern gilt. Weiterlesen

Karlsruher Spaßrichter

 

Eigentlich wollte ich die Wahlen zum Europäischen Parlament komplett ignorieren. Die Straßburger Schwatzbude ist in erster Linie ohnehin nur ein Zwitter aus einem Endlager für abgehalfterte Politiker, einer Tribüne für Karrieristen und einem Refugium für nationalistische Wahnsinnige. Dass dort auch ein paar aufrechte Linke und Kritiker der neoliberalern EU-Politik sitzen dürfen, ist nicht mehr als Feigenblatt. Alle wesentlichen Entscheidungen fällen die EU-Kommission bzw. die Ministerräte. Und das letzte Wort hat angesichts der ökonomischen Machtverhältnisse ohnehin Mutti in Berlin. Weiterlesen

Die Welt ist schlecht. Aber nicht immer

Die Olympiade ist genau so bescheuert, wie es sich gehört. Die französische Biathletin Marie Laure Brunet ging am Freitag ins Rennen, obwohl sie offensichtlich krank war und sich kurz vor dem Start übergeben musste. Prompt brach sie kurz nach dem Start mit einem Schwächeanfall zusammen und landete im Krankenhaus. Geschieht Ihr Recht!

Ihre deutsche Disziplinkollegin Evi Sachenbacher-Stehle durfte gar nicht erst mitlaufen, weil sie einige Stunden zuvor als Doping-Betrügerin enttarnt wurde. Natürlich hat sie nichts von den verbotenen Substanzen gewusst und kann sich das alles nicht erklären, ließ sie mitteilen. Mittlerweile ist von einem „Energie-Riegel“ die Rede, den  Sachenbacher-Stehle von ihrem „Mental-Trainer“ verabreicht bekam.

Hut ab dagegen vor der ukrainischen Slalomläuferin Bogdana Matsotska. Die verzichtete angesichts   der vielen Toten bei den bürgerkriegsähnlichen Kämpfen in der Hauptstadt auf ihren Start, nachdem das Olympische Komitee den Sportlern aus diesem Land zuvor verboten hatte, während der Wettkämpfe einen Trauerflor zu tragen. Weiterlesen

Schafft die Olympiade ab

 Wladimir Putin hat es einfach. Es reicht ein Fingerschnippen des egomanischen Autokraten, und schon werden ein paar Milliarden locker gemacht, um einen Badeort in eine Arena für olympische Winterspiele zu verwandeln. Umweltschutz ist ohnehin was für für Weicheier und Warmduscher. Selbst die Bayern haben mit einem Rest von in diesem Landesteil nicht zu erwartender Rationalität geschafft, eine Olympiade in ihrer Heimat zu verhindern.

 Die Spiele sind ein sinnloses, menschenfeindliches Spektabel. In „Trendsportarten“ wie Snowboard und Halfpipe geht es um den lustigsten Knochenbruch, auf der Riesenslalom-Piste rast ein deutscher „Held“ mit einem frischen Schleudertrauma durch die Stangen, in der Loipe tobt der ewige Kampf zwischen verschwiegenen Pharmalaboren, die immer neue Dopingmittel entwickeln und ihren Gegnern von der Dopingfahndung. Weiterlesen

Die LINKE kuscht – darauf Skrei und Riesling

Da sagt die LINKE ein Mal was Vernünftiges, und prompt wird es von Onkel Gysi und seinen ostdeutschen Fußtruppen wieder kassiert. Im Entwurf des Vorstandes für die Präambel zum Europawahlkampf hatte es noch geheißen: „Die EU ist eine neoliberale, militaristische und weithin undemokratische Macht.“ Angesichts der mörderischen Abschottung gegen Flüchtlinge, der Milliardengeschenke an die Banken und der Durchpeitschung des Anbaus  gentechnisch veränderter Pflanzen gegen den Willen der EU-Bürger ist das eine durchaus zutreffende Feststellung. Doch Gysi und seine Truppe haben nur noch ein strategisches Ziel: So schnell wie möglich vollkompatibel für eine Koalition mit der SPD und den Grünen auf Bundesebene zu werden, und dazu gehört natürlich die Akzeptanz der  neoliberalen, militaristischen und undemokratischen EU-Strukturen. Zum Kotzen. Weiterlesen

Ich will auch mal Giraffe essen

Die Gesellschaftsanalyse meines Kollegen B. geht unter anderem davon aus, dass rund 70 Prozent aller Menschen dumm oder irre sind. Es gibt keine Indizien, dass auch Bengt Holst zu dieser Gruppe gehört. Der Direktor des Kopenhagener Zoos erschoss neulich einen jungen Giraffenbullen, sezierte ihn öffentlich und ließ das Fleisch anschließend an die Löwen des Zoos verfüttern. Die Tötung war Teil eines Zuchtprogramms zur Vermeidung von Inzucht, die öffentliche Sezierung diente der Information interessierter Besucher, die Verfütterung entsprach den natürlichen Essgewohnheiten der Raubkatzen. Kritisieren könnte man höchstens, dass den Löwen nicht die Möglichkeit gegeben wurde, die Giraffe selbst zu erlegen, wie es ihre Artgenossen in den ostafrikanischen Savannen jeden Tag tun. Doch kilometerlange Hetzjagden würden wohl die Logistik des dänischen Tierparks überfordern. Weiterlesen