Achtung: Balcerowiak liest!

 Es geht ein Raunen durch die Berliner Weinszene. Der nicht nur als „the one and only Linkslotse“ auf dem Weinbloggerschiff Captain Cork bekannte Journalist wird am Mittwoch (12.Februar) einige Kostproben aus dem gleichnamigen Weinbuch (erschien Ende November bei Hallwag/Gräfe&Unzer) zu Besten geben, sowie ein paar bislang unveröffentlichte Texte deklamieren. Natürlich in einer Örtlichkeit, die zu seinem Credo, den Weingenuss zu entelitarisieren, hervorragend passt. Die Weinhandlung „Autos&Weine am Willmanndamm 16  in Berlin-Schöneberg (direkt am U-Bahnhof Kleistpark) gehört zu jenen Etablissements, in denen auch Weinfreunde mit schmaler Brieftasche gute Beratung und ein reichhaltiges Angebot finden.

Balcerowiaks Lesungen – ein Muss für jeden Weinfreund.Foto: Frank Paul Kistner/ wwwfrankpkistner.de 

 Natürlich wird Balcerowiak bei der Lesung auch signierte Bücher verkaufen, auf Wunsch auch seine Frühwerke „Das demokratische Weinbuch“ und „Der kulinarische Notfallkoffer“.

 Also: Am Mittwoch heißt es auf nach Schöneberg: Beginn ist um 19,30 , aber bitte pünktlich!

 

 

Mit Trotzki an der Mosel: Ein (Ge)Lagebericht

 Manchmal entstehen mittelschwere Gelage relativ spontan. So hatte einer meiner Lieblingswinzer von der Mosel, Harald Steffens, für Sonnabend eine Stippvisite in Berlin angekündigt, was mich zu einer spontanen Einladung zum Essen animierte, schließlich habe ich einen Ruf zu verteidigen. Allerdings war präzises Timing erforderlich, denn für den frühen Nachmittag hatte der geliebte Führer der Berliner Mieterbewegung, Kim Il O., zur Lagebesprechung geladen. Und wer da nicht erscheint, kann sich bald auf dem Wohnungsmarkt in Nordkorea umschauen.

 Also wurden ein Gulasch von der Brandenburger Wildschweinkeule (dazu gab’s handgemachte Spätzle), eine Tofu-Lachs-Terrine mit Washabi-Ingwer-Vinaigrette und Grießkompott mit Brandenburger Birnen teilweise bereits am Vortag auf den Weg gebracht. Steffens erbot sich, geeignete Weine beizusteuern. Derartige Offerten pflege ich in der Regel freundlich, aber bestimmt zurückzuweisen, da ich es bei der Kombination von Wein und Speisen zu einer gewissen Meisterschaft gebracht habe und an meinem Esstisch keine Qualitätsabstriche dulde. Weiterlesen

Der VDP geht mir auf den Wecker. Die Berliner Politik auch

 

Sich mit Weinflaschen (ich rede noch nicht vom Inhalt) aus Betrieben des noblen Verbandes der Deutschen Prädikatsweinwinzer (VDP) zu beschäftigen, macht keinen Spaß mehr. Der Verband, der vor 12 Jahren das schwachsinnige deutsche Weinbezeichnungsrecht für seine Mitgliedsbetriebe kräftig entrümpelte, stiftet nach etlichen „Weiterentwicklungen“ seiner Klassifikation selber jede Menge Verwirrung. Da haben wir an der Spitze die „VDP.Große Lage“. Die trockenen Weine in dieser Kategorie heißen zusätzlich „Großes Gewächs“, die anderen tragen dagegen die alten Prädikate (Kabinett, Spätlese, Auslese etc.) Darunter gibt es „VDP.Erste Lage.“ Da werden die trockenen nur als einfache „Qualitätsweine“ bezeichnet, und erneut tragen die süßen Varianten zusätzlich die Prädikate – oder auch nicht, weil es nicht vorgeschrieben ist. Der Kunde darf dann rätseln, ob der Wein trocken oder lieblich ist, es sei denn er verfügt über Fachkenntnisse und weiß z.B. dass ein „Erste Lage“-Wein mit zehn oder weniger Volumenprozent Alkohol nur süß sein kann.

Gestern tappte auch ich der VDP-Bezeichnungsfalle. Der von mir entkorkte VDP-Wein mit dem „Erste Lage“-Logo und dem Lagennamen wäre bis vor kurzem noch garantiert trocken gewesen. War er aber nicht. Was der Unfug soll, weiß ich nicht. Und so ganz nebenbei: Geschmeckt hat er auch nicht; kein Säure- und Aromengerüst, dass die Süße puffert und einbindet.

Auf den Wecker geht mir auch wieder mal die Berliner Politik. Ausgerechnet jene Geisterfahrer, die gerade ein erfolgreiches Volksbegehren gegen (dringend benötigten) Wohnungsbau auf dem ehemaligen Tempelhofer Flughafen zu verantworten haben, wollen jetzt erneut per Volksbegehren den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) zum Abdanken zwingen. Weiterlesen

Auf dem Journalisten-Strich

 Prostitution hat viele Gesichter. Das Bekannteste sind jene Frauen und Männer, die unter Zwang, aus materieller Not oder auch – sicherlich eine Minderheit – aus freien Stücken ihren Körper für sexuelle Dienstleistungen verkaufen. Andere verkaufen ihren Kopf und ihre Seele und werden dann nicht Prostituierte, sondern manchmal Journalisten genannt.

 Diese Dienstleister sind gefragt. Sie bekommen viel Geld dafür, dass sie bestimmte Produkte anpreisen, ohne das der Leser merkt, dass es sich um bezahlte PR handelt. Man findet sie unter anderem im Reise-, Auto- und Weinjournalismus. Andere nehmen Geld dafür, die Politik bestimmter Institutionen zu bejubeln und Kritiker zu diffamieren.

 Zu Letzteren gehört Ulrike Steglich. Ihren Auftraggebern stinkt es gewaltig, dass es in der gewählten Stadtteilvertretung des Sanierungsgebiets Turmstraße in Berlin-Moabit eine starke Gruppe gibt, die angetreten ist, die Rituale simulierter Bürgerbeteiligung zu ignorieren und sich dem Kernproblem des Bezirks zuzuwenden: Der in vollem Gang befindlichen Vertreibung einkommenschwächerer Mieter aus dem Kiez durch Spekulanten und Miethaie und der wohlwollenden Untätigkeit der Bezirkspolitiker in dieser Frage. Weiterlesen

Steuerhinterziehung ist Aufklärung

 Deutschland scheint von einer regelrechten Outing-Welle erfasst zu sein. Erst sorgte der Ex-Fußballprofi Thomas Hitzlsperger mit dem Bekenntnis zu seiner homosexuellen Orientierung für Furore, und jetzt sind eine sehr prominente Publizistin und ein etwas weniger prominenter Staatssekretär an der Reihe, wenn auch unfreiwillig..

 Zwar geht es bei Alice Schwarzer und André Schmitz nicht um Sex, aber um eine   ebenfalls persönliche Vorliebe, nämlich um die Gier nach noch mehr Geld. Beide haben das Gemeinwesen mittels Steuerhinterziehung vorsätzlich um fünf- bzw. sechsstellige Summen geprellt, wurden erwischt und kamen mit Hilfe des absurden Instruments der Selbstanzeige mit einem blauen Auge davon.

Geld stinkt nicht. Nicht einmal Schwarzgeld

 Von einem Politiker wie Schmitz erwartet man heutzutage eigentlich nichts Anderes. Aber Frau Schwarzer gilt immerhin als eine Art moralische Instanz in ihrem Eintreten für die Rechte von Frauen. Warum eigentlich? Weiterlesen

Schimpfpause

Natürlich hätte ich auch heute viele Gründe, heftig zu schimpfen. Z.B. auf die Idioten, die den Berliner Flughafen in den Sand gesetzt haben und jetzt scheibchenweise damit herausrücken, dass der Steuerzahler für dieses Narrenstück ein paar zusätzliche Milliarden berappen muss. Oder auf die euphemistisch “Heuschrecken” genannten Finanzgangster von KKR, die sich jetzt in die Fußballbundesliga einkaufen. Oder auf jene komplett asozialen Teile der „alternativen“ Mittelschicht, die nur noch an ihre Refugien und Privilegien denken, wie es Jutta Ditfurth erneut in einem lesenswerten Interview darlegt.

Aber ich schimpfe heute nicht. Ich genieße das schöne Wetter und die Vorfreude darauf, bald wieder mein Wochenendgrundstück in Wandlitz  nutzen zu können. Verbunden mit der Hoffnung, dass die kommende Saison nicht durch entwurzelte Bäume, Bandscheibenvorfälle und Leistenbrüche getrübt wird.
Ich freue mich auf die in in Koriander, Knoblauch und Chili marinierten Großgarnelen, die ich nachher in die Pfanne haue. Und auf den dazu gereichten „Bopparder Hamm Feuerlay Riesling Spätlese halbtrocken 2012“ vom Weingut Didinger aus Osterspai am Mittelrhein. Der bietet einen vollen Korb Früchte am Gaumem, vor allem Melone, Birne und Mango. Alles wunderbar eingebunden in prickelnde Säure und ein straffes mineralisches Gerüst.
Ich freue mich auch auf die Medaillons vom Brandenburger Hirsch, die anschließend mit Kartoffel-Pilz-Püree und Rotkohl serviert werden und einen mir bislang nicht bekannten Pinot Noir vom Pfälzer Weingut Jülg als Begleiter bekommen.

Bereits seit Tagen freue ich mich regelmäßig über eine Aufnahme der vielleicht besten lebenden Sängerin, eine Interpretation einer Arie des vielleicht wichtigsten Komponisten der Musikgeschichte. Diese Aufnahme gibt es bei YouTube in bestechender Ton- und Bildqualität. Und jetzt höre ich auf zu schreiben und fordere euch ultimativ auf, einen Kopfhörer in den PC oder das Smartphone zu stecken, diesen Link anzuklicken und acht Minuten lang das Hirn auszuschalten.

Danach könnte man vielleicht darüber nachdenken, ob es manchmal doch ein richtiges Leben im falschem gibt, auch wenn Theodor W. Adorno das immer vehement bestritten hat.

Über Lanz, Petitionsterror und SPD-affine Weine

Jedes Testbild ist besser als eine Talkshow im ZDF

Markus Lanz ist als öliger Unsympath ein Top-Produkt aus der journalistischen Resterampe, die zur Bestückung der TV-Abendunterhaltung herangezogen wird. Wer sich diesen ganzen Schwachsinn anschaut, ist 100 Prozent sowas von selber Schuld, und hat daher nicht den geringsten Grund, sich auch noch darüber aufzuregen, wie Lanz die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht beblökte. So weit, so normal.

 Weniger normal ist allerdings, dass irgendwelche willigen TV-Glotz-Sklaven aus der „Heldenstadt“ Leipzig diese Nullnummer zum Anlass nahmen, vom ZDF die Entlassung von Lanz zu fordern. Was natürlich kompletter Schwachsinn ist, weil nicht Lanz das Problem ist, sondern die politische Ausrichtung des Senders. Außerdem ist der Gedanke, die Besetzung von Moderatorenstellen vom jeweiligen Volksempfinden abhängig zu machen, nicht sonderlich berückend. Weiterlesen

Die alltägliche Abzocke……

….hat viele Gesichter. Die Möglichkeiten, sich gegen explodierende Mieten und Stromkosten oder die neuen Eintrittspreise der Berliner Schwimmbäder (5,50 Euro für einen Besuch) zu wehren, sind relativ beschränkt. Bei Genussmitteln wie Wein sieht das etwas anders aus. Zwar macht man sich in der Weinszene nicht sonderlich beliebt, wenn man besonders dreiste preisliche Auswüchse unter Nennung von Ross und Reiter geißelt, aber das sollte einem egal sein. Wer Weine kauft, die mehr als 20 Euro kosten, kann ohnehin davon ausgehen, dass sich der Preis komplett von einem ökonomisch irgendwie nachvollziehbaren Preis-Leistungsverhältnis abgekoppelt hat (von wenigen Ausnahmen abgesehen). Doch auch in der Kategorie von 10-20 Euro sind oftmals  Blenderei und geballte PR-Macht die preisbildenden Faktoren und nicht die Produktionskosten oder gar die Qualität. Weiterlesen

Greenpeace geht mir manchmal auf den Wecker

Verboten, verboten, verboten. Wenn es nach der von mir eigentlich hoch geschätzten Umweltschutzorganisation Greenpeace ginge, würde mein Speiseplan in Zukunft deutlich öder werden. Auch die jüngst erschienene Neuauflage des Einkaufsverbotsratgebers für Fisch ist so angelegt, dass man eigentlich fast gar nichts mehr kaufen soll, was in Flüssen, Seen und Meeren so rumschwimmt. Fast alle Arten sind mit dicken roten Balkenkreuzen versehen, uneingeschränkt genehmigt wird von den Öko-Kommissaren lediglich Karpfen, also ausgerechnet jener Fisch, den ich am wenigsten abkann. Neben der geballten roten Verbotswucht kann man manchmal noch ein winziges grünes Häkchen entdecken. Dahinter verbirgt sich dann der Hinweis, dass man diesen Fisch gnädigerweise doch verzehren darf, wenn er aus ganz bestimmten Anbaugebieten kommt. An diesem gestalterischen Detail zeigt sich die zweifelhafte Herangehensweise von Greenpeace an derartige Fragen: Erstmal verbieten und im Kleingedruckten ein paar Ausnahmen zulassen. Weiterlesen

Verjagt die Bischöfe – aber trinkt ihren Wein!

 

Am Besten, ich starte vorweg meine Rechtfertigungslitanei. Selbstverständlich bis ich der Meinung, dass die riesigen Latifundien der Kirche enteignet und ohnehin alle Privilegien dieser sektenähnlichen Vereine auf den Müllhaufen der Geschichte gehören. Reicht das für’s Erste?

Dann können wir uns ja beruhigt den Bischöflichen Weingütern  zuwenden. Da denkt man schnell an muffige Priester unter muffigen Soutanen oder Protzbischöfe wie Tebartz van Elst. Aber wie dem auch sei: Das in Trier ansässige, kircheneigene Gut gehört mit knapp 130 Hektar Rebfläche zu den größten Weinbaubetrieben in Deutschland. Und es verfügt über ein einzigartiges Portefeuille an großartigen Lagen an der Mosel, der Saar und der Ruwer. Namen wie Ayler Kupp, Kanzemer Altenberg, Kaseler Nies’chen, Bernkastler Badstube oder Scharzhofberger haben einen mehr als nur guten Klang und stehen für ganz großes Riesling-Kino. Es gibt es wohl kein Weingut in der Moselregion , welches die komplette Riesling-Klaviatur von leichten, fruchtsüßen Kabinettweinen über geschliffene trockene, mineralische Spätlesen bis hin zu hochkonzentrierten edelsüßen Spezialitäten so umfassend bespielen kann. Von dem anständigen Preis-Leistungsverhältnis mal ganz zu schweigen. Weiterlesen