Wer in Saarbrücken in die Regionalbahn in Richtung Trier steigt, bekommt die Struktur der Region im Zeitraffer präsentiert. Zunächst durchquert man entlang der Saar eine Art Industriemuseum, das an die Zeiten erinnert, als das Saarland noch ein bedeutender Bergbau- und Stahl-Standort war. Kurz vor der Mettlacher Saarschliefe verfliegt dann der morbide Charme von Orten wie Dillingen und Völklingen. Und kurz danach beginnt bei Serrig eines der wohl faszinierendsten Weinbaugebiete der Welt. Hier entstehen in den Steillagen entlang des Flusses auf kalkfreiem Devonschiefer Rieslingweine, die so mineralisch ausfallen, wie in kaum einer anderen Region. Das 400 Millionen Jahre alte Gestein verwittert sehr leicht, wird im Grundwasser gelöst und von den Reben aus dem Boden aufgenommen.
Zwar ist das Gebiet weinrechtlich der Mosel zugeordnet, doch die Eigenständigkeit ist unverkennbar. Die Saar liegt deutlich höher, dass Flusstal ist enger, die Temperaturen sind niedriger. Diese mikroklimatischen Bedingungen führen zu einer eigenen Stilistik der Saar-Weine, die von recht hohen Säurewerten geprägt sind. Im Zusammenspiel mit den steinig-mineralischen, oft auch als “stahlig” bezeichneten Noten, der langsamen Reife und entsprechend ausgeprägten Aromen sind es vor allem so genannte halbtrockene oder auch fruchtsüße Weine, die ein unnachahmliches Spiel am Gaumen entwickeln. So wirken viele Weine mit beträchtlichem Restzucker alles andere als süß und auch bei sehr niedrigen Alkoholgehalten sowohl filigran als auch füllig. Weiterlesen