Hurra Sonneborn – Hurra Steinmetz

 Kaum ist man mal ein paar Tage im westlichen Ausland, machen die eigenen Landsleute (ich rede zunächst nur von den Berlinern) nur Unfug. Eine üble Koalition aus Kiezneurotikern, asozialen Ökoliberalen und pseudolinken Trittbrettfahrern hat es am Sonntag tatsächlich geschafft, bei einem Volksentscheid eine komfortable Mehrheit gegen jegliche Bebauung auch nur der Ränder des ehemaligen Flughafen Tempelhof zu erringen. Nicht dass die Pläne des Senats nun soziale Hightlights gewesen wären, aber der jetzt mittels Volksentscheid beschlossene Gesetzentwurf, schließt jegliche bauliche Veränderung auf dem Riesenareal aus – und dürfte generell ein fatales Signal für weiteren innerstädtischen Wohnungsbau sein .

Natürlich jubiliert die ganze Bagage in allen Tonlagen. “Das find’ ich gut, weil so bleibt meine Joggingstrecke so wie sie ist”, darf sich eine der vielen Bekloppten im Inforadio des rbb am Morgen verbal übergeben.

Auch das Ergebnis der Europawahlen enthält nur wenig stimmungsfördernde Elemente, wie z.B. den Wahlerfolg der linken Bewegung Syriza in Griechenland. Doch nicht nur dort haben auch Rechtspopulisten, Rassisten, Antisemiten und militante Faschisten beachtliche Wahlerfolge erzielt. Und wenn ich mir das Ergebnis des Front National in Lothringen angucke, bleiben mir die hervorragenden weißen Cuvées der Domaine Laroppe und das feine Essen im La Charrue d’Or in Sarreguemines noch nachträglich im Hals stecken. Weiterlesen

Die “Junge Welt” hat mir schon wieder gekündigt

 Am Montag habe ich Post von der „Jungen Welt“ bekommen. Gespannt war ich schon, was mir der Verlag mitzuteilen hat. Entschuldigen sie sich für ihr unmögliches Verhalten? Heben sie das am 8.12.2011 ausgesprochene Hausverbot auf? Kündigen sie an, mir eine ansehnliche Entschädigung für erlittene Unbill zukommen zu lassen? Bieten sie mir gar die Stelle des Chefredakteurs an?

 Nichts von alledem. Vielmehr wurde mir ein erneuter Rauswurf angekündigt. Diesmal aus der LPG-Genossenschaft, die die Mehrheitsanteile am Verlag 8.Mai besitzt, der die Zeitung heraus gibt. Ich bin seit über 15 Jahren Mitglied er Genossenschaft und besitze einen Anteil.

 In dem Schreiben heißt es zur Begründung, ich hätte mit meinem „Verhalten im Zusammenhang mit verbalen, vor allem aber juristischen Angriffen gegen den Verlag 8.Mai den Interessen der Genossenschaft gröblichst zuwidergehandelt“, u.a. durch das „Verbreiten von unwahren Behauptungen“. Außerdem sei der Verlag „ökonomisch und auf Kosten deiner ehemaligen Kollegen geschädigt“ worden. Ferner hätte ich „in Kauf genommen, dass der Verlag an den Folgen des von dir geführten Prozesses hätte zugrunde gehen können“. Mir werde hiermit Gelegenheit gegeben, mich bis zum 13. Juni zum beabsichtigten Ausschluss zu äußern.

 So lange brauch ich dafür nun wirklich nicht. Das Antwortschreiben geht noch heute in die Post und jetzt schon mal ins Netz. Weiterlesen

Nieder mit der Käsemafia

Aufgrund einschlägiger Erlebnisse während meines Wochenendeinkaufs wende ich mich nunmehr an die Öffentlichkeit.

An alle Käseverkäufer in Berlin

  1. Wenn ich 100 Gramm von einer Sorte Käse haben will, dann möchte ich ungefähr 100 Gramm und nicht 180 oder gar 210 Gramm!

  2. Ich möchte von keinem Verkäufer, der ein viel zu großes Stück auf die Waage legt, die unverschämte Frage „darf es ein bisschen mehr sein?“ hören!

  3. Vor allem möchte ich nach Verneinung dieser Frage kein vorwurfsvolles Gesicht sehen oder gar die noch bescheuertere Frage hören: Was soll ich den jetzt mit dem Stück machen?

  4. Wobei ich diese Frage gerne beantworte: Steck dir deinen Käse in deinen gierigen Verkäuferrachen, du Pfeife!

Ansonsten hätte ich da noch eine Frage an die Verantwortlichen in der Hauptstadt. Welcher Irre ist auf die Idee gekommen, an einem Wochenende außer dem DFB-Pokalfinale auch noch ein großes Volks-Fahrradrennen und einen Tag der offenen Tür der Bundesregierung zu veranstalten? Weiterlesen

Mit Gondorfer Gäns gegen schlechte Laune

 Eigentlich geht mir alles auf den Wecker. Das Geschnatter rund um die Europawahl und das laut einer Umfrage möglicherweise erfolgreiche Volksbegehren gegen Wohnungsbau am Rand des alten Flughafens sowieso. Dann hatten wir da noch die Bilder von einem türkischen Regierungsberater, der einen am Boden liegenden Demonstranten tritt, während sein Chef verkündigt, dass ein paar hundert tote Bergleute was ganz Normales seien. Schließlich die Wettervorhersage, die ein gründlich verregnetes Wochenende ankündigt. Vielleicht erholen sich dann wenigstens meine verstopfte Nase und die dicken Augen, da mein desorientierter Körper mal wieder meint auf irgendwelche Pollen allergisch reagieren zu müssen. Kurzum: Es ist höchste Zeit, der garstigen Stadt den Rücken zu kehren, und auf dem Wandlitzer Landsitz ein wenig Ruhe zu genießen und Kraft zu tanken. Weiterlesen

Balcerowiaks Wochenstart: Neuer Wein und erledigte Fälle

 Da ich meine Brötchen unter anderem als Autor für die Internet-Weintageszeitung Captain Cork verdiene, komme ich nicht umhin, unzählige Weine zu verkosten. Manches ist grauenhaft und wandert nach dem ersten Schluck in den Ausguss. Manches ist zwar trinkbar, aber langweilig und austauschbar. Am spannendsten sind zweifellos jene Weine, die keinen deja-vu-Effekt auslösen, besonders wenn es sich um Rebsorten handelt, die mir weitgehend oder gar vollkommen unbekannt sind.

In den vergangenen Tagen landeten unter anderem ein Prokupac aus Serbien und ein Lagrein aus Südtirol auf dem Tisch. Beides autochthone rote Rebsorten, die nur sehr wenig verbreitet sind. Es waren ausgesprochen angenehme Überraschungen . Der Prokupac begrüßte mich mit saftigem Duft nach Waldbeeren, schwarzem Pfeffer und Kräutern. Auch am Gaumen dann enorm saftig, mit satter Sauerkirsch- und Beerenfrucht und dezenten Holznoten. Dazu etwas steinig-mineralisch, was ein Abgleiten in allzu fruchtbetonten Rotweinkitsch wirksam verhindert. Volltreffer! Weiterlesen

Alles Irrsinn – außer Maischolle und Riesling

Solche Weingüter sind Apotheken für Kulturpessimisten.

Sind jetzt eigentlich alle gaga?  Da gewinnt ein schlecht singender Transvestit einen bescheuerten Schlagerwettbewerb, und die halbe Welt faselt von einem „Sieg der Toleranz“. Und der aufgeblasene Hanswurst haut sogar noch selber in die Sahne und bezeichnet seinen Erfolg als Signal für Frieden und Freiheit.

Für Frieden, Freiheit und bessere Chancen werben auch die großen Parteien bei der Europawahl. Dabei wollen sie ein „Freihandelsabkommen“ genanntes Ermächtigungsgesetz durchsetzen, dass den Konzernen ermöglicht, Sozial-, Umwelt- und Verbraucherschutzbestimmungen nach Belieben auszuhebeln. Alles Notwendige dazu erklärt regelmäßig seit Wochen unter anderen der Politik-Chef der Süddeutschen Zeitung, Heribert Prantl. Natürlich werden CDU,CSU und SPD bei den Wahlen wieder mehr als 70 Prozent der abgegebenen Stimmen bekommen. Und der Rest verteilt sich dann größtenteils auf Ekeltruppen wie die Grünen, die AfD und  die FDP. Weiterlesen

Tag der Befreiung – Ein Glas Wein auf die Rote Armee

Der 8.Mai ist zweifellos ein Tag zum Innehalten. Es ist der Tag der Befreiung Deutschlands von der faschistischen Herrschaft. Hitler, seine Partei, das deutsche Kapital  und die deutsche Wehrmacht waren – anfangs mit großer Unterstützung der Bevölkerung – angetreten, die Juden auszurotten und die Weltherrschaft zu übernehmen. Eine militärische Koalition machte diesem Spuk, der etlichen Millionen Menschen das Leben kostete, 1945 ein Ende. Die Hauptlast trug dabei die Sowjetunion. In der Folge der Zerschlagung des Nazi-Regimes entstanden zwei deutsche Staaten, die zu den zentralen Statthaltern der Konfrontation zwischen dem sozialistischen und dem kapitalistischen Block in Europa wurden.

Das sowjetische Ehrenmal in Berlin-Tiergarten

Bekanntlich endete diese Auseinandersetzung Anfang der 1990er Jahr mit dem Zerfall des sozialistischen Lagers, dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik und der Auflösung der UdSSR . Doch mit den Folgen dieser Entwicklung haben wir noch heute zu tun, siehe Ukraine. Zumal zu den dortigen Akteuren auch offen faschistische Gruppen gehören – deren Treiben von der Bundesregierung offenbar toleriert wird.

Ich werde jetzt nicht weiter auf diesen Konflikt eingehen, dies habe ich den vergangenen Tagen hier und auf facebook des Öfteren getan. Ich werde mich vielmehr abends mal hinsetzen, einen sehr guten Wein aufmachen und virtuell jenen Soldaten der Roten Armee danken, die geholfen haben, Deutschland zu befreien. Das mag pathetisch klingen, aber ich meine es genau so.

 

 

 

Berliner Parallelwelten

Ich habe am Montag etwas Merkwürdiges gemacht. Ich bin nicht nur in aller Herrgottsfrühe zum Rathaus Hellersdorf gefahren, sondern von dort aus noch mit dem Fahrrad rund acht Kilometer zu einer Baustelle in die Bitterfelder Straße im tiefsten Marzahn und anschließend 18 Kilometer zurück nach Moabit. Zu verdanken habe ich diesen bescheuerten Trip der unfähigen Presseabteilung der IG BAU, die einen vollkommen falschen Ort für einen Pressetermin anlässlich einer Protestaktion auf besagter Baustelle übermittelte.

Doch ich bereue es nicht. Denn so wurde mir wieder mal anschaulich klar, dass Berlin aus Parallelwelten besteht. Die Plattenbauviertel aus DDR-Zeiten haben nichts mit der Lebensrealität in den mehr oder weniger urbanen und szenigen innerstädtischen Quartieren zu tun. Man fährt kilometerweit auf schnurgeraden mehrspurigen Straßen durch große Hochhaus-Wohnblöcke. Hier ist die NPD im Europawahlkampf optisch an jeder 3.Laterne präsent. Hier gibt es vielleicht auch grüne und/oder ruhige Ecken, aber die müssen irgendwo versteckt hinter den Blöcken liegen. Weiterlesen

Ich will kein Putinversteher sein

Die Welt scheint mittlerweile ziemlich übersichtlich geworden zu sein. In Deutschland scheint es nur noch zwei Gruppen von Menschen zu geben: Die „Putin-Versteher“ und die „Faschistenfreunde“. Ausgangspunkt dieser Einordnung ist der Konflikt in der Ukraine. Dort wurde ein autokratisches, korruptes Regime mit besten Verbindungen zur russischen Führung gestürzt. Klingt erst Mal ganz gut, hat aber leider einen Haken. Denn die westeuropäischen Eliten zogen bei diesem Aufstand kräftig an den Strippen und Faschisten spielten und spielen bei den Ereignissen in der Tat eine zentrale Rolle.

Natürlich war Putin not amused, dass sich die NATO noch näher an seiner Grenze einnisten will als bereits nach dem Zerfall des Ostblocks geschehen. Und dass die Bevölkerung der Krim, die ohnehin nur durch eine Wodka-Laune der Geschichte der Ukraine zugeschlagen wurde, mit überwältigender Mehrheit für einen Anschluss an Russland votierte ist a) nicht zu bezweifeln und b) nachvollziehbar. Weiterlesen

Kampftag des Spargelschälers

  Bevor ich mich zu einer kurzen Auszeit auf meinen Landsitz verziehe, hätte ich da noch ein paar ungeklärte Fragen:

 1.) Was haben deutsche Bundeswehroffiziere in der Ostukraine zu suchen?

 2.) Warum meinen immer mehr Leute in meinem Umfeld, dass man den kruden “Montagsdemos” doch irgendetwas Fortschrittliches abgewinnen sollte?

 Aber jetzt naht erst Mal der 1.Mai, und der ist bekanntlich ein Feiertag. Beim DGB nennt sich das dann Tag der Arbeit, viele Linke sprechen vom Kampftag der Arbeiterklasse, andere reden besonders in diesem Jahr von einem Brückentag und für mich ist es schlicht der Kampftag des Spargelschälers. Zwar bringe ich den Forderungen der Gewerkschaften nach anständiger Entlohnung und regulären, sicheren Arbeitsverhältnissen große Sympathie entgegen, doch der Besuch der berüchtigten Maifeiern des DGB verbietet sich aus ästhetischen und genusskulturellen Gründen. Denn niemand kann mir plausibel erklären, warum ich einen Feiertag mit dem unerträglichen Geruch von angekokelten Bratwürsten und lauwarmem Bier aus der Plastebecher verbringen soll. Weiterlesen