Good morning, Wandlitz

Gestern stand diese alte Birke noch sattgrün und Schatten spendend in meinem Garten. Doch manchmal zeigt uns die Natur in Form von Unwettern einfach den Stinkefinger

Ich hatte stets ein flaues Gefühl, wenn ich mitbekam, dass es nordöstlich von Berlin schwere Unwetter gab. Das war am heutigen Morgen nicht anders. Der Weg vom Bahnhof zu meinem Landsitz wirkte angesichts der vielen wie Streichhölzer abgeknickten Bäume in den Waldstücken entlang der Straße auch nicht gerade beruhigend.

Bislang war immer alles gut gegangen. Doch diesmal nicht. Dort, wo gestern noch eine der alten, aber gesunden Birken auf dem Grundstück stand, ist jetzt ein großer Krater. Der Baum ist vom Sturm komplett entwurzelt worden und auf das benachbarte Feld gestürzt – natürlich nicht ohne einen Teil des Zaunes zu zerstören. Eine weitere Birke hat sich dermaßen stark aus dem Erdreich gelöst, dass sie möglichst schnell gefällt werden muss. Weiterlesen

Lieber grillen als Wahlkampf

Die Rückkehr aus der beschaulich-meditativen Ruhe des Wandlitzer Landsitzes ins noch nicht komplett gentrifizierte Moabit war wieder mal ein Kulturschock. Nicht nur, dass die Temperaturen dank des dampfenden Asphalts deutlich höher sind; am Wochenende wurde offenbar auch begonnen, die Stadt flächendeckend mit Wahlplakaten zuzumüllen. Was für ein (teurer) Unfug! Es ist allgemein bekannt, dass sich fast niemand durch Plakate bei seiner Wahlentscheidung beeinflussen lässt. Dennoch muss man sich jetzt an jeder Ecke irgendwelche Rosstäuscher oder Hackfressen angucken und dümmliche Slogans lesen.

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Ihr dürft mir ruhig Wein schenken

Es kommt leider selten vor, dass mir Freunde oder Bekannte eine Flasche Wein schenken. Meine professionelle Beschäftigung mit diesem göttlichen Getränk scheint abzuschrecken. Obwohl ich bekanntermaßen einer der freundlichsten und diplomatischsten Menschen auf dieser Erde bin, fürchten diese Zeitgenossen offenbar, dass ich das Präsent möglicherweise einer harschen Kritik unterziehe. Ganz unberechtigt ist diese Furcht nicht, denn ich ziehe relativ deutliche Grenzen zwischen Diplomatie und Opportunismus, den ich verabscheue. Weiterlesen

Print im Sturzflug. Hilft Rosé?

Eigentlich nimmt man als Humanist durchaus fröhlich zur Kenntnis, dass zwei prägnant dumpfbackige Dreckschleudern des Axel-Springer-Verlages kontinuierlich an Auflage verlieren. Der Konzern zieht deswegen jetzt die Notbremse und will die Redaktionen von „BILD“ und „BZ“ jetzt in Berlin zusammenlegen. Doch nicht nur das: Des Weiteren sollen die „Berliner Morgenpost“, das „Hamburger Abendblatt“ sowie diverse Yellow-Press-Titel verscherbelt werden.

Die Richtung ist klar: Springer befindet sich auf dem Absprung aus dem Print-Geschäft und setzt für die Zukunft auf digitale Medien. Und das kann man nun wirklich nicht nur gut finden. Weiterlesen

Urlaub von Mutti mit Rosé aus Frankreich

 Wenn das Wetter nicht so großartig wäre, könnte man eigentlich ziemlich übel gelaunt sein. Zwei Drittel aller Deutschen finden es ziemlich daneben, wie devot Mutti und die anderen Regierungsfuzzis mit der flächendeckenden Überwachung „ihres“ Volkes durch US-Geheimdienste umgehen. Dennoch bahnt sich für die CDU ein historischer Wahltriumph an. Zumal es die FDP wohl doch wieder in den Bundestag schaffen wird.

Dann hätten wir noch die von der Atomlobby geschmierten Irren in Brüssel,   die den Ausbau der Atomenergie als „Ziel der EU“ festschreiben wollen und die öffentliche Förderung für den Bau neuer Meiler anstreben. Obwohl die Dinger bekanntlich in Luft gehen können und zudem niemand weiß, wohin der strahlende Müll soll.

Und in Italien übersteht ein Innenminister einen Misstrauensantrag, der jenseits  aller Rechtsnormen die Ehefrau und die Tochter eines Flüchtlings quasi als Geiseln an das Terrorregime in Kasachstan überstellen ließ. Das sei zwar nicht schön, so der Tenor der „linken“ Mehrheitsfraktion, aber die „Stabilität“ der vor Berlusconis und Brüssels Gnaden agierenden Regierung gehe nun mal über alles.

Genuss ist bekanntlich Notwehr. In Wandlitz-Stolzenhagen ist wenig von Mutti, neuen Atomkraftwerken, kaukasischen Despoten und italienischen Lakaien zu hören. Weiterlesen

Revolutionär spazieren in Kreuzberg

Ein Sonnabend in der Touristenmetropole Kreuzberg kann durchaus ereignisreich sein. Am Vormittag harrten am Oranienplatz einige hundert Menschen der NPD, die zu einer Aktion gegen das dort seit Monaten installierte Flüchtlingscamp aufgerufen hatte. Die Nazis hatten offenbar keinen Bock, kräftig Prügel zu kassieren, und bliesen die Sache ab. Anschließend konnte man sich in den Leuchttürmen der neuen Kreuzberger Bürgerlichkeit erholen,  in der morbid-schicken „Voll öko, ey“-Markthalle in der Eisenbahnstraße ein paar Leckerlis erstehen oder im  ebenfalls „Voll öko, ey“ – Cafe des „Urban Gardening“-Projektes Prinzessinnengärten am Moritzplatz Biokuchen und einen Latte mit Hafermilch schlürfen. Anschließend machten sich die Fans der örtlichen Clubszene mit Techno-Sound auf den Weg, um den 5. Jahrestag des erfolgreichen, aber weitgehend folgenlosen Bürgerentscheids gegen die Totalbebauung des  Spreeufers zu feiern. Und schließlich hatte ein „breites Bündnis“ linker Gruppen zu einer „internationalen Demonstration“ gegen eigentlich Alles aufgerufen („One struggle-one Fight“). Aber warum muss man das zu einem politischen Ereignis welthistorischer Größenordnung aufmotzen? Weiterlesen

Raucher, wehrt Euch!

 Die Grünen in Nordrhein-Westfalen sind Stolz wie Bolle (wie der Berliner sagt). Als Juniorpartner der dortigen Landesregierung haben sie das bundesweit restriktivste Anti-Raucher-Gesetz der Bundesrepublik durchgesetzt. Alle Ausnahmen vom Rauchverbot in Gaststätten sind seit dem 1.Mai abgeschafft. Rauchergaststätten, Raucherclubs und Raucherräume sind nicht mehr möglich. Bei Brauchtumsveranstaltungen, auch wenn sie in Festzelten stattfinden, besteht ebenfalls ein Rauchverbot. Selbst harmlose Varianten wie die „E-Zigaretten“ fallen unter das Verbot. Auch in öffentlich zugänglichen Kultur- und Freizeiteinrichtungen darf es keine Räume für Raucher geben. Auf derartigen Grundstücken ist sogar das Rauchen im Freien untersagt. Vorstöße, das Rauchen auf öffentlichen Plätzen einzuschränken blieben (noch) ohne Erfolg. Weiterlesen

Dringend gesucht: Trinkbarer Rosé

Das macht so richtig Spaß. Sonne satt, aber nicht drückend. Ein nahezu explodierendes Kräuter- und Gemüsebeet auf dem Wandlitzer Landsitz nebst frischen Salaten und ab und zu eine Handvoll Beeren. Ich gönne mir mal ein äußerst bescheidenes Arbeitsprogramm und genieße vor allem die lauen Sommerabende.

 Meine Basisweinversorgung ist im Prinzip gesichert. Ich habe mich mit Elbling von Stefan Steinmetz und Kékfrankos von Horst Hummel bevorratet. Ersteren für die gegrillten Binnenfische und Letzteren für ebenfalls gegrillten Lammrücken bzw. Merguez. Für Meeresfrüchte (außer Großgarnelen wären auch wieder mal Pulpo oder Sepia dran) stehen natürlich auch noch ein paar trockene Traminer bereit.Ab und zu muss selbtverständlich auch ein spannender Riesling ins Glas.

 Dennoch fehlt etwas. Schließlich gibt es auf der Terrasse kaum was Schöneres, als einen leicht gekühlten, spritzigen Rosé zu gegrillten Sardinen.

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Ostbrandenburg!!

Als Buchautor freut man sich natürlich, wenn sein Werk auf positive Resonanz stößt. Und wenn dann ein Leser sogar auf die Idee kommt, eine Lesung zu organisieren und dafür ein Honorar zu bezahlen, freut man sich erst recht.

So führte mich mein Weg am Wochenende nach Neuzelle, eine im östlichen Brandenburg nahe Eisenhüttenstadt gelegene Ansammlung von Häusern  rund um eine imposante barocke Klosteranlage. Der Veranstalter entpuppte sich als IG-Metall-sozialisierter, mittlerweile pensionierter Arbeitsdirektor aus der Stahlbranche, der drohender Ruhestands-Langeweile  zusammen mit seiner Frau unter anderem mit dem Betrieb eines Weinladens und eines Kulturcafés in der Orangerie besagter Klosteranlage vorbeugt. Dort sollte auch die Lesung stattfinden, eingebettet in ein Drei-Gänge-Weinmenü.  So weit, so gut; doch der Trip an die polnische Grenze geriet leider zum veritablen Desaster….. Weiterlesen

Viele Gründe für schlechte Laune

Nein, es liegt nicht nur an meinen plötzlich wieder aufgetauchten Bandscheibenproblemen, dass ich schlechte Laune habe. So durfte ich im aktuellen SPIEGEL lesen, dass es überhaupt kein Problem mit steigenden Mieten in vielen Großstädten gäbe, wenn die ganzen Habenichtse nicht partout darauf bestehen würden, in „hippen“ Stadtteilen wohnen zu wollen.

Offensichtlich sind die großkotzig-asozialen Gutverdiener in der Hamburger Redaktion sogar zu faul, mal in einen Stadtplan zu gucken. Stattdessen heißt es über Berlin: „Wohnungen, die in Berlin-Kreuzberg angeboten werden, locken fast sechsmal so viele Interessenten an wie Objekte in Wilmersdorf, das ganz in der Nähe liegt“. Nicht nur, dass das gutbürgerliche Wilmersdorf alles andere als eine preiswerte Wohngegend ist; es liegt auch ziemlich weit weg von Kreuzberg. Weiterlesen