Rettet den Grießbrei!

Grießbrei bzw. –pudding ist eigentlich eine schöne Sache. Fast jeder kennt ihn aus seiner Kindheit, meist in Verbindung mit leckerem Obstkompott, frisch aus Omas Einweckgläsern.

Ausgerechnet diese leckere Standardspeise führte vor einigen Wochen zu großflächiger Vergiftung. Über 10.000 Kinder erkrankten in Berlin und Ostdeutschland an Brechdurchfall, da eine Grießspeise (natürlich aus Pulver fabriziert) mit Erdbeerkompott (tiefgefroren aus China) virenverseucht war.

Ein Grund künftig auf Grieß mit Kompott zu verzichten ist das natürlich nicht. Im Gegenteil, es wird höchste Zeit, dem denaturierten Pulverkram und dem globalisierten Schrottkompott den Kampf anzusagen. Und zwar mit dem eigenen Kochlöffel. Den braucht man, um Weichweizengrieß und Zucker in heiße Milch einzurühren und zu verhindern, dass die Sache anbrennt. Die Konsistenz kann man selbst bestimmen, indem man entweder mehr Grieß oder mehr Milch verwendet.

Wer das noch verfeinern will, kann zusätzlich Butter, Eier und Vanillezucker sehr schaumig aufschlagen, die Masse unter den noch warmen Grießpudding heben, in Schälchen füllen und vollständig erkalten lassen.
Dem dazugehörigen Kompott sind keine Grenzen gesetzt. Natürlich sollten regionale und saisonale Obstsorten erste Wahl sein, frisch oder eingeweckt. Kein Mensch braucht chinesische TK-Erdbeeren! Auch dann nicht, wenn sie keine gefährlichen Viren enthalten. Erwachsene Grießliebhaber können sich die Speise gerne mit ein paar Tropfen Obstgeist oder in Rum eingeweichten Rosinen verfeinern.

In Gaststätten wird auf diesen Genuss wohl verzichten müssen. Im Zuge des globalen Geschmacksterrors läuft auch ihn Deutschland kaum noch etwas ohne Tiramisu oder Mousse au chocolat – meistens natürlich ebenfalls aus der Tüte bzw. dem Plastikkanister

 

Rettet den Croissant!

Quelle:wikipedia

 

Er gilt zusammen mit dem Milchkaffee als Inbegriff französischer Frühstückskultur. Die Rede ist vom Croissant, ein mondsichelförmiges Hörnchen, das in erster Linie aus einem butter- und zuckerhaltigen Plunderteig besteht. Knackig-krümelig muss er sein, nicht zu trocken, nicht zu klitschig, nicht zu süß und natürlich möglichst frisch. In den Kaffee getunkt und dann verspeist ein guter Start in den Tag.

Längst hat sich das Teilchen auch in Deutschland etabliert. Wobei es hierzulande ordentlich verhunzt wird, beispielsweise durch Füllungen mit Schokolade, Nougat oder Marzipan bzw. mit Käse überbacken. In einigen Imbissketten werden sogar Brühwürste hineingestopft! Auch der “echte” Croissant – also ohne alles – wird oft in erbärmlicher Qualität angeboten. Kein Wunder: Die meisten „Bäcker“ stellen die Teile ja nicht mehr handwerklich her, sondern schieben einfach mit allerlei ungehörigen Zutaten vollgestopfte Backrohlinge in ihre Automaten. Diese kommen tiefgefroren aus allen Teilen der Welt nach Deutschland – Hauptsache billig.

Da ist es dann fast schon ein kulinarisches Highlight, wenn man zufällig auf einen Anbieter  trifft, in diesem Fall die Bäckerei Kasper in der Graefestraße (Berlin-Kreuzberg), der sich tatsächlich noch die Mühe macht, Croissants so richtig zu backen. Sie sind nicht so genormt ebenmäßig wie die Billigheimer-Variante und haben auch nicht diese merkwürdige glänzende Oberfläche und das leicht schleimige Innenleben. Natürlich sind sie ein paar Cent teurer als der Industrieschrott. Dafür schmecken sie einfach großartig, und wenn man sie dann in Kaffee tunkt und isst, kann man sich auch in Kreuzberg für einen Moment wie in einem Pariser Café vorkommen.

Teuer muss nicht – darf aber manchmal

Eigentlich fühle ich mich in der Welt jener Winzer und Gastronomen, die mangels entsprechender Ressourcen und Marktzugänge nicht in der allerersten Liga spielen, ganz wohl. Die haben es auch am schwersten, denn ganz oben – im Sterne- und „Großes Gewächs“- Bereich – läuft es ganz gut, und ganz unten in der Welt der Discounter und Billigstfraßverteiler ebenfalls, aber der engagierte Teil der Mitte hat zu kämpfen.

Dazu kommt, dass weder ich selbst, noch die meisten meiner Bekannten und Freunde bereit und vor allem in der Lage sind, regelmäßig Weine der 20-Euro-plus x-Liga zu trinken oder aushäusiges Essen in hochdekorierten Edel-Etablissements zu zelebrieren. Weiterlesen

Heute kein Genuss

Aus Genießersicht ist der europäische Einigungsprozess sicherlich eine Erfolgsgeschichte. Die Schaffung eines gemeinsamen Marktes, der Wegfall von Zoll- und Handelsschranken, der erleichterte Reiseverkehr und die Niederlassungsfreiheit haben auch die Möglichkeit geschaffen, bislang weitgehend fremde Ess- und Trinkkulturen einfacher kennen zu lernen. Die Einführung der gemeinsamen Währung für 17 EU-Staaten bedeutete diesbezüglich einen weiteren Fortschritt. Gerade in einer Stadt wie Berlin hat man sich daran gewöhnt, ohne größeren Aufwand französische Austern, italienischen Hartkäse oder portugiesischen Bacalhau und tollen Wein aus den genannten Ländern erhalten zu können. Und natürlich ist es ein historischer Fortschritt, dass die großen europäischen Nationalstaaten ihren Kampf um Vorherrschaft untereinander nicht mehr mit Waffen austragen. Besonders Letzteres war für das zuständige Osloer Komitee Anlass, der EU den diesjährigen Friedensnobelpreis zu verleihen.      Weiterlesen

Lesen und Trinken

Der Weg zur Frankfurter Buchmesse ist für Auswärtige mit Mühsal gepflastert. Der Kaffee am Berliner Hauptbahnhof schmeckte am Freitagmorgen so, als ob er in Erwartung vieler Reisender bereits am Abend zubereitet wurde. Und man muss auch kein Kinderfeind sein, um von einer kleinen Armada dauerplärrender Jungmenschen auf der vierstündigen Fahrt etwas gestresst zu sein. Weiterlesen

Hurra Hurra, das Buch ist da

Ein paar Monate Arbeit, ein paar Monate warten, und jetzt habe ich es in der Hand: Mein zweites Buch. Natürlich bin ich ein bisschen stolz auf das Werk. Doch jetzt geht die Arbeit los…

Am Freitag geht’s zur Frankfurter  Buchmesse zur “offiziellen” Präsentation, In den kommenden zwei Wochen folgen 3 Lesungen in Berlin (siehe Rubrik Aktivitäten auf diesem Blog). Natürlich gibt’s bei diesen Veranstaltungen auch was zu trinken, und vermutlich auch nichts Schlechtes. Falls doch, habe ich sofort wieder ein Thema für eine neue Kolumne. Ohnehin  wird mir der Stoff wohl nie ausgehen, denn Panscher, Fälscher und Rosstäuscher findet man ebenso an jeder Ecke, wie genussfeindliche oder bornierte  Menschen.  Weiterlesen

Resteessen

Wer regelmäßig kocht und einen einigermaßen guten Kühlschrank hat, verfügt eigentlich stets über einen reichen Fundus von bereits vorbereiteten Lebensmitteln, die sich hervorragend für die Zubereitung neuer Mahlzeiten eignen. Das Huhn war ein bisschen üppig? Macht nichts, fabrizieren wir einfach am nächsten Tag einen schönen Salat mit Erbsen und Joghurt oder ein Curry. Gekochte Kartoffeln sind übrig? Mal wieder Zeit, anständige Bratkartoffeln mit Rosmarin zu machen. Zu viel Bouletten gebraten? Ab ins Einsfach. Auch für überschüssiges Gemüse und Reis sind diverse Zweitverwertungen denkbar. So manch traditioneller Eintopf und auch Pfannengerichte basieren auf der Idee, wertvolle Lebensmittel nicht zu entsorgen, sondern weiter zu verwenden. Weiterlesen

Bis bald, Elbling

Wahrscheinlich ist es vorbei. Mit lauen Spätsommerabenden ist vielleicht noch im südlichen Baden, aber wohl kaum in Berlin zu rechnen. Und der Aufenthalt in der Datsche ist jetzt auch eher der Fron als dem Vergnügen gewidmet. Schließlich müssen die Hinterlassenschaften von sieben (!) Birken entsorgt, sowie Häuschen und Garten allmählich für den Winter fit gemacht werden.

Doch falls es noch Mal ein paar wärmende Sonnenstrahlen geben sollte, gönne ich mir ein kleines Abschiedsritual im Garten oder auf dem Balkon. Noch mal ein paar Austern knacken und dazu eine Flasche Elbling öffnen. Weiterlesen

Politisch motivierter Giftanschlag auf Kinder

Das haben die Ossis nun davon! Erst gehen sie auf die Straße, um endlich Bananen bis zum Abwinken zu bekommen, und jetzt – 22 Jahre später – bekommen ihre Kinder stattdessen vergiftete chinesische Erdbeeren.

Den über 10.000 Kita- und Schulbesuchern in Berlin und Ostdeutschland, die in den vergangenen Tagen und Wochen an schwerem Brechdurchfall erkrankten, wurde jedenfalls eine sehr kompakte und anschauliche Lektion in Sachen Sozialpolitik und Globalisierung  erteilt. Zwar hat sich in der familienpolitisch jahrtzehntelang äußerst vermufften Bundesrepublik mittlerweile die Erkenntnis durchgesetzt, dass Ganztagsangebote für Kinder nicht des Teufels sind. Sondern dass sie für Sprösslinge aus so genannten bildungsfernen Familien ein unverzichtbares Förderangebot bedeuten und Müttern eine Berufstätigkeit ermöglichen. Bloß kosten darf das alles möglichst nichts. Gespart wird unter anderem am Essen, welches zur Ganztagsbetreuung gehört. Weiterlesen

Fischcurry -„klack“- Muskateller!

Auch wenn man  als mehr oder weniger professioneller Weinpublizist einige Hundert Weine pro Jahr verkostet, bleiben einige Tropfen nachhaltig in der Erinnerung. Das sollte zumindestens so sein. Und wenn man dann wieder mal plant, ein grünes thailändisches Fisch-Curry zu fabrizieren, macht es „klack“ im Geschmackserlebnisspeicher. Die Schärfe des Currys und seine intensiven Aromen, unter anderem Zitronengras und Limonenblätter, docken hervorragend an so genannten Bukettsorten an.

Dazu gehört auch der Muskateller, eine in Deutschland kaum angebaute Rebsorte. Doch diejenigen Winzer,  die sich mit der ausgesprochen zickigen und anspruchsvollen Varietät abmühen, füllen manchmal Erstaunliches auf die Flasche.

Erneut macht es „klack“. Schließlich habe ich in den vergangenen Jahren regelmäßig die verschiedenen Jahrgänge vom pfälzischen Weingut Meßmer probiert – und war regelmäßig begeistert.

Der Spitzenwinzer aus Burrweiler bevorzugt den „feinherben“ Stil. Fixpunkt seiner Muskateller-Weine ist das perfekt ausbalancierte Verhältnis von Säure und Süße. Auf dieser Basis entfaltet sich dann ein gewaltiger Fruchtcocktail im Glas; Melone, Lychee, natürlich Muskat, Lemone und, und, und …Trotzdem wirken die Weine nie schwer oder überladen.

Und nochmals macht es „klack“. Einer der treuesten Fans dieser Tropfen  scheint in Berlin der Weinladen im Willy-Brandt-Haus in der Stresemannstraße zu sein. Auf der Suche nach einem amtlichen Muskateller nehme ich sogar das Aufsuchen einer SPD-Location in Kauf.  Weiterlesen